Media Markt und Dell treiben es doll und doller [Update]

Dell und Media Markt testen die Toleranz ihrer Rechtsabteilungen im Umgang mit vergleichender Werbung und kopieren den Anzeigen-Stil des Konkurrenten.

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Dell und Media Markt testen die Toleranz ihrer Rechtsabteilungen im Umgang mit vergleichender Werbung: Der Media Markt zeigt online und in einigen Tageszeitungen eine großflächige Anzeige, die einen Dell-PC für 1374 Euro und einen eigenen "Doll"-PC für 1099 Euro gegenüber stellt und dazu eine fast unveränderte Anzeige von Dell kopiert. Das so angegriffene Unternehmen konterte auf seiner Webseite mit einem Angebot im Media-Markt-Design für einen "Noch doller"-PC zum Preis von 999 Euro.

Obwohl das Angebot vom Media Markt auf den ersten Blick besser aussieht als der 275 Euro teurere Dell-PC, sind die Geräte schlecht vergleichbar: Der gezeigte Dell Dimension 8200 nutzt schnellen Rambus-Speicher, während das Media-Markt-Modell, ein Fujitsu-Siemens (FSC) HighClass P25351, mit langsameren, aber deutlich preiswerterem Double-Data-Rate-Speicher ausgestattet ist. Weil im FSC-PC wiederum ein 133 MHz schnellerer Prozessor (Pentium 4 mit 2,53-GHz) und doppelt so viel Arbeitsspeicher (512 MByte) stecken, werden beide wohl ähnlich schnell arbeiten.

Den Speicher-Patzer nutzte Dell aus und stellt beim eigenen Angebot den Dell Dimension 4500 mit dem gleichen Speichertyp gegen den Doll-PC. Doch Dell patzt ebenfalls, und zwar bei den Schnittstellen: Dem Dimension fehlen 10/100-MBit-LAN und FireWire, die bei Dell 35 und 47 Euro zusätzlich (30 und 40 Euro ohne Mehrwertsteuer) kosten. Zudem hat der FSC-PC einen digitalen Audio-Ausgang (SPDIF), der bei Dell nirgends erwähnt wird. Die restliche Ausstattung unterscheidet sich in Details bei der Grafikkarte (Dell: Nvidia GeForce4 MX 420 TV Out, FSC: ATI Radeon 9000 VIVO), Festplatte oder dem CD-Brenner (Dell: 40-fach, FSC: 32-fach). Beide PCs haben erfreulicherweise schnelle USB-2.0-Anschlüsse.

Auch bei den Versandgebühren herrscht Verwirrung: Beim vom Media-Markt aufgestellten Dell-Preis von 1374 Euro sind die bei Dell üblichen Versandkosten von 75 Euro enthalten, bei den 999 Euro im Dell-Angebot fehlen sie wiederum. Für das eigene Gerät erwähnt der Media-Markt eine "Mitnahmegebühr" von 0 Euro, was trotz des dichten Filialnetzes nicht ganz stimmt. Die Anfahrtkosten oder auch wahlweise die 6 Euro Versandkosten bleiben allerdings deutlich unter dem, was Dell für den Transport vom Werk im irischen Raheen in Limerick nach Deutschland verlangt. Weil Dell ausschließlich per Direktvertrieb verkauft, kommt der Kunde um diese 75 Euro nicht herum.

Auf Anfrage von heise online zeigte Markus Schütz, Produktmanager bei Dell, sich über die Anzeige eher erfreut. Das Call-Center habe am Freitag Vormittag einen Anrufer-Zuwachs gemessen, den er sich nur mit der Anzeige des Konkurrenten erklären könne. Zudem habe der Media-Markt ungewollt darauf hingewiesen, dass Dell einer der wenigen PC-Hersteller sei, die noch Modelle mit Rambus-Speicher anbieten würde. (jow)