Kasparow gegen Deep Junior: Nach Endspiel unentschieden

Nach der letzten Partie zwischen Mensch und Computer muss sich Kasparow mit einem Unentscheiden zufrieden geben.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Garri Kasparow konnte sich im letzten der sechs Spiele des gegen den Computer Deep Junior nicht durchsetzen und gab sich mit einem Unentschieden zufrieden. Nach jeweils einem Sieg für Mensch und Maschine und vier Unentschieden lautet das Ergebnis des Turniers Mensch-Maschine 3:3.

Nach nur 28 Zügen einigten sich Kasparow und Deep Junior auf ein Remis. Kasparow führte in der Entscheidungspartie die schwarzen Steine und wählte wieder die sizilianische Verteidigung. Junior spielte einige merkwürdige Züge, die aber nichts verdarben, sodass eine ausgeglichene Stellung entstand -- man könnte fast annehmen, das Programm belauerte den Menschen. Der Exweltmeister verfolgte eine ähnliche Strategie, sodass auf dem Brett nicht viel los war.

Im 23. Zug aber tauschte Kasparow einen Turm gegen einen gegnerischen Springer und zwei Bauern. Während die zahlreichen Zuschauer im Internet den vermeintlichen Gewinnversuch bejubelten, wurde bekannt, dass der Exweltmeister gleichzeitig Remis angeboten hatte. Doch das Junior-Team lehnte ab und die Partie ging weiter. Im 28. Zug einigten sich die Kontrahenten dann aber doch noch auf ein Unentschieden. Die kommentierenden Großmeister waren sich einig, dass Kasparow einige Gewinnchancen hatte und kaum die Gefahr bestand, dass er die Partie verlieren könnte. In der nachfolgenden Pressekonferenz sagte Kasparow, er habe Juniors 27. Zug nicht vorhergesehen und seine Stellung sei nun zu passiv für ernsthafte Gewinnversuche.

Das Unentschieden im Match wird von Experten als Erfolg für Junior angesehen und scheint sich langsam als Standard-Ergebnis in Wettkämpfen der menschlichen Elite gegen Computer zu etablieren -- auch Kasparows Nachfolger auf dem Weltmeisterthron, Wladimir Kramnik, hatte es im Oktober 2002 nicht vermocht, sein Match gegen DeepFritz zu gewinnen.

Auch wenn die Programme von der Spielanlage her nicht alle Kritiker überzeugten, haben sie doch gegen die beiden besten lebenden Schachspieler kein Match verloren und damit weltmeisterliche Spielstärke bewiesen. Die Entscheidung zwischen Mensch und Schachmaschine wird also vertagt auf weitere Kämpfe, die sicher in den nächsten Jahren ausgetragen werden. (jr)