Doch ein Zusammenhang zwischen Blackout und Windows-Wurm? [Update]

Der Energieversorger National Grid USA setzt Systeme zur Kommunikation von Steuerungs- und Kontrollsystemen ein, die W32.Blaster lahmgelegt haben könnte.

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Die bisherigen Erklärungsversuche zum flächendeckenden Blackout in den USA und Kanada sind reichlich lückenhaft: Ein Blitzschlag soll ein Kraftwerk an den Niagara-Fällen lahmgelegt haben. In der Folge brach in vielen Bundesstaaten das Stromnetz zusammen.

Um solche Ausfälle zu vermeiden, werden landesweit die Anschlüsse der Kraftwerke an das Stromnetz über ein zentrales Grid-Center gesteuert. Dies sorgt normalerweise auch dafür, dass notfalls Versorgungsgebiete schnell vom Netz abgekoppelt werden, um die anderen Kraftwerke nicht ebenfalls in den Abgrund zu ziehen. An dieser Stelle versagten die Schutzfunktionen. In der Folge erhöhte sich die Netzlast für andere Kraftwerke, die sich dann zum Schutz vor Überlastung ihrerseits vom Netz abkoppelten und damit einige Landesteile der USA nicht mehr versorgen konnten. Warum die Maßnahmen zur Vermeidung solcher Totalausfälle nicht gegriffen haben, ist noch unklar.

Bei unseren Recherchen sind wir auf folgende Zusammenhänge gestoßen: Das ausgefallene Niagara-Kraftwerk gehört zu National Grid USA. Dieser Energieversorger wird als Referenzkunde von Northern Dynamics aufgeführt. Diese Firma bezeichnet sich als "Home of the OPC Experts" und bietet eine Reihe von Produkten an, die OPC zur Kommunikation mit Kontroll- und Steuerungssystemen nutzen.

OPC steht für "OLE for Process Control" und setzt auf Microsofts COM/DCOM-Modell auf. Das ist aber genau die Technik mit dem Sicherheitsloch, das der Wurm W32.Blaster ausnutzt. In einem Netz, in dem dieser Wurm aktiv ist, versagt infolge der regelmäßigen Neustarts, die jetzt auch betroffene Endanwender bei ihren PCs beobachten, die DCOM-Kommunikation und damit auch OPC auf ungepatchten Systemen.

OPC wird unter anderem auch für die Kopplung sogenannter SCADA-Systeme (Supervisory Control and Data Acquisition) eingesetzt, wie sie auch Kraftwerke benutzen. Dabei werden Prozessdaten zwischen einer Zentrale (MTU) und einer oder mehreren Messeinheiten (RTU) ausgetauscht. Auch Sollwerte für Prozesse lassen sich über SCADA-Systeme einstellen.

Da National Grid USA für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, drängen sich uns folgende Fragen auf:

- Wofür genau setzt National Grid USA OPC ein?

- Gab es zum Zeitpunkt des Stromausfalls Probleme mit OPC? Und wenn ja: Stehen diese in einem Zusammenhang mit dem Wurm W32.Blaster?

Als weitere Referenzkunden führen die OPCExperts von Northern Dynamics unter anderen General Electrics, die Siemens AG, den europäischen Kraftwerksbauer ABB und die European Organization for Nuclear Research (CERN) auf. Auch hier besteht also Klärungsbedarf. (heise Security)/ (ju)