Neuer Markt stürzt ins Bodenlose

Erneut schlechte Vorgaben aus den USA lassen den Nemax50 grausam abstürzen; und das Ende der Talsohle scheint noch nicht erreicht zu sein.

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Von
  • Michael Kurzidim

Die ersehnte Weihnachtsrally an den Börsen bleibt aus, dafür geht es in die andere Richtung. Der Nemax50 brach im Laufe des Nachmittag um 10,54 Prozent auf 2727 Punkte ein – ab fünf Prozent spricht man in Börsenkreisen von einem Crash. Erneut schlechte Vorgaben aus den USA brachten die deutschen Wachstumswerte stark ins Trudeln. Auf der anderen Seite des Atlantik fiel die Hightech-Börse Nasdaq in der Eröffnungsstunde am heutigen Mittwoch um 95 Punkte auf 2415 Zähler, nachdem bereits gestern der Chef der US-Notenbank Alan Greenspan mit seiner Rede den amerikanischen Technologie-Index auf ein Jahrestief gen Süden schickte.

Greenspan stellte zwar erneut, ohne sich jedoch genau festzulegen, in den ersten Monaten des kommenden Jahres 2001 Zinssenkungen in Aussicht, warnte aber gleichzeitig vor einer sich abkühlenden Konjunktur im Land der zur Zeit wohl nicht mehr ganz so unbegrenzten Möglichkeiten. Der Notenbankchef machte vor allem steigenden Energiekosten, das abnehmende Vertrauen der Verbraucher und häufige Gewinnwarnungen nicht nur auf Seiten der New Economy für den stotternden Konjunkturmotor verantwortlich.

Die deutschen Wachstumswerte könnten sich zur Zeit von den schlechten Vorgaben aus den USA nicht lösen, erklärt Dieter Schwarz von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Benson. Er rechne daher kurzfristig mit weiteren Verlusten. Das Tal der Tränen scheint also für die Wachstums- und Technologiewerte immer noch nicht durchschritten zu sein.

Im Verlaufe des heutigen Tages verlor Intershop bislang 15,42 Prozent und fiel auf 33,24 Euro. EM.TV gab nach Gewinnen in den letzten Tagen um 10,34 Prozent auf 6,5 Euro und Aixtron um 10,28 Prozent auf 100,5 Euro nach. Die Chipschmiede Infineon sackte um über 6 Prozent auf 41,75 Euro. Die in Frankfurt gehandelten amerikanischen Firmen mussten ebenfalls Federn lassen: Cisco beispielsweise fiel um 17 Prozent auf 42,49 Euro, AOL um 14,31 Prozent auf 42,50 Euro, Sun um über 11 Prozent auf 30 Euro oder Microsoft um 9,26 Prozent auf 48 Euro.

Angesichts solcher Einbrüche muss man bei der Telekom schon fast von einem stabilen Kurs sprechen: Die Aktie gab "nur" um knapp 4 Prozent auf 35,40 Euro nach; T-Online aber verlor immerhin 7,39 Prozent und steht momentan bei 13,29 Euro. Aber es gab nicht nur Verlierer. Im Nemax-All-Share stieg Lintec nach der Anhebung seiner Gewinnprognosen um 9,33 Prozent auf 21,1 Euro an. (ku)