Evolutionäre Schachprogramme

Verteilte Evolution soll nach Ansicht Dortmunder Wissenschaftler ein gutes Schachprogramm erzeugen.

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Von
  • Lars Bremer

Die KI-Forscher haben das Probierfeld Schach noch nicht ganz aufgegeben: An der Universität Dortmund wurde das Projekt EvoChess gestartet, das "mit Hilfe evolutionärer Verfahren ... spielstarke Schachprogramme entwickelt, die mit jedem Spiel aus Erfahrung klüger werden". Verteiltes Rechnen auf den Rechnern möglichst vieler Internet-Nutzer soll die notwendigen Kapazitäten erschließen.

Das System basiert auf genetischen Algorithmen, die aus den erfolgreichsten "Individuen" guter Populationen durch Kreuzung und Mutation neue Programme erzeugt. Mutationsrate und Kreuzungshäufigkeit können dabei vom Anwender verändert werden, das eigentliche Spielverhalten jedoch nicht. Grundgerüst ist eine einfache Alpha-Beta-Baumsuche, die jedoch nicht alle Züge auf einer bestimmten Tiefe weiterverfolgt, sondern nur einige. Welche, entscheidet die Evolution, ebenso, wie die Züge sortiert und die entstehenden Stellungen bewertet werden. Die Anzahl der pro Zug zu untersuchenden Stellungen wurde auf 100.000 beschränkt.

Die Spielstärke der generierten EvoChess-Individuen wird dabei von einem Standard-Schachprogramm überprüft, das die Schöpfer des Projektes in Java erstellten. Es spielt mit einer festen Suchtiefe, die schrittweise bis auf sieben Halbzüge hochgeschraubt wird. Mehr sei aus Gründen des Bedenkzeitverbrauches nicht zu machen, sagte Wolfgang Kantschik, einer der Verantwortlichen des Projektes, gegenüber heise online. Ziel sei es herauszufinden, wie weit man die Spielstärke mit diesem Verfahren steigern könne.

Wie auf der EvoChess-Webseite zu lesen ist, glaubt man aber nicht daran, eine Spielstärke jenseits guter Vereinsspieler erreichen zu können. "Um Programme zu erstellen, die sich mit den Besten messen können, bedarf es sicherlich extrem getunter Speziallösungen, die von oben bis unten mit Schachwissen vollgestopft sind". (lab)