Pay-TV-Sender bekämpft Piraten direkt

Der amerikanische Digital-TV-Anbieter DirecTV will erstmals direkt gegen Privatpersonen vorgehen, die sein Programm illegal empfangen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 94 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Jurran

Der amerikanische Anbieter von digitalem Satelliten-TV, DirecTV, will erstmals direkt gegen Privatpersonen vorgehen, die sein Programm illegal empfangen. Diese "End-User-Kampagne" bestätigte nun Sprecher Bob Marsocci. Zuletzt machte DirecTV Schlagzeilen, da seine Muttergesellschaft Hughes in Zusammenarbeit von Rupert Murdoch und Microsoft übernommen werden sollte, um das weltweit größte Satellitennetz für Digital-TV zu bauen. DirectTV arbeitet bereits mit Microsoft beim Vertrieb von Ultimate TV zusammen, Microsofts Anlauf im Markt für digitale Videorekorder.

In einem ersten Schritt hat der Sender nun Abmahnungen an tausende Haushalte geschickt, in denen angeblich Piratenkarten zum Einsatz kommen. In dem Formbrief werden die Adressaten vor illegalen Aktionen, die den unberechtigten Empfang des Programms ermöglichen, gewarnt und Schadensersatzforderungen von 100.000 US-Dollar angedroht. Die Betroffenen sollen sich daher schriftlich verpflichten, von dem illegalen Empfang in Zukunft Abstand zu nehmen. Über 100.000 Namen und Anschriften von Verdächtigen wurden in den früheren Aktionen gegen Piratenkarten-Händler gesammelt.

Sollte diese Warnungen ohne Wirkung bleiben, will DirecTV zu härteren Mitteln greifen – Hausbesuche dürften da nicht ausgeschlossen sein. Durch eine Gesetzesänderung wurde den Pay-TV-Sendern mehr Freiheiten beim Aufspüren und Verfolgen von TV-Piraten gegeben.

DirecTV ist nach eigenen Angaben mit einem Angebot von 225 Kanälen und zehn Millionen Kunden Amerikas größter digitaler Satelliten-Fernsehsender. Die Probleme des Pay-TV-Senders begannen, als sich der größte Anteilseigner Hughes beim Start vor vier Jahren dazu entschloss, in der Empfangsbox selbstentwickelte SmartCards einzusetzen. Dummerweise unterlief beim Design der so genannten "H"-Karte ein Fehler, den Cracker zu nutzen wussten.

Bislang beschritt DirecTV den "üblichen" Weg und strengte etliche Millionen-Dollar-Klagen gegen Personen und Organisationen an, die Piratenkarten und anderes Equipment anboten, mit denen sich das Programm kostenlos empfangen ließ. Der große Erfolg dieser Kampagne blieb allerdings aus: Der Pay-TV-Sender findet nach eigenen Angaben nicht nur immer schwerer neue Kunden, sondern muss feststellen, dass die Zahl der Kunden, die ihr Abonnement kündigen und danach das Programm illegal schauen, stetig steigt.

Weltweites Aufsehen erregte der DirecTV Anfang des Jahres mit einer in einer spektakulären Aktion, bei der fast alle von Crackern eingesetzten Piratenkarten lahmlegt wurden. Der Anbieter zweckentfremdete dazu eine Funktion, die eigentlich für Software-Upgrades gedacht war. (nij)