Vivendi verkauft Filmgeschäft

Der französische Konzern Vivendi verkauft die Sparten Film, Fernsehen, Freizeitpark und Videospiel und will sich zukünftig auf das Geschäft mit Telekommunikation festlegen.

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Von
  • Oliver Lau

Während sein Vorgänger Jean-Marie Messier noch der Vision nachjagte, Vivendi zum Medien- und Technologiekonglomerat aufzurüsten, geht der neue Vivendi-Chef Jean-Rene Fourtou nun pragmatischer vor. Nach einigen Gerüchten über seine Strategie, hat Fourtou die Karten auf den Tisch gelegt: Der französische Konzern will sich auf das Telekommunikations-Geschäft beschränken und die Sparten Film, Fernsehen, Freizeitpark und Videospiele verkaufen. Das hat Fourtou auf der Hauptversammlung am gestrigen Dienstag angekündigt. Damit hat Fourtou mit seiner Tradition gebrochen, niemals Worte über anstehende Verkäufe zu verlieren, aus Angst den potenziellen Käufern Oberhand zu gewähren. Er sei die Kritik an mangelnder Strategie leid gewesen, verlautet aus seinem engeren Umfeld.

Interesse an Vivendi Universal Entertainment bekundeten bereits die Medienkonzerne Liberty Media, Viacom, der Fernsehsender NBC und der Filmproduzent Metro-Goldwyn-Mayer (MGM). Die seien zumeist interessiert an Vivendis Kabel-TV-Sendern wie beispielsweise USA Network oder Sci Fi Channel. Fourtou möchte die Unterhaltungssparte aber lieber als Ganzes verkaufen. Darin seien Synergien verborgen, über die sich ein deutlich höherer Preis erzielen ließe.

Das Schicksal der Universal Music ist weiterhin offen. Fourtou will den weltgrößten Tonträgerhersteller noch eine Weile am Leben halten, auch wenn das Geschäft unter zunehmender Musikpiraterie leide. Außerdem bedeute der Verkauf, eine außerordentlich gute Position im Musikgeschäft zu einem niedrigen Preis abgeben zu müssen. Auch den verlustreichen französischen Pay-TV-Sender Canal Plus will er noch nicht aufgeben. Fourtou scheint erkannt zu haben, dass sich die Geschäfte der US-amerikanischen Tochterunternehmen nicht von Paris aus managen lassen.

Auf die Verkäufe ist Fourtou angewiesen, um den von seinem Vorgänger geerbten Schuldenberg weiter zu reduzieren und die Verluste aus dem vergangenen Jahr in Höhe von rund 23 Milliarden Euro aufzufangen. Nach einem Verkauf von Vivendi Universal Entertainment und Vivendi Universal Games kann sich Fourtou auf das ertragreiche Telekommunikationsgeschäft stützen. Dazu gehören die Telefongesellschaften Cegetel, an denen Vivendi zu 70 Prozent beteiligt ist, und Morocco Telecom, die Vivendi zu 35 Prozent gehört. Er hoffe auf gut 3 Milliarden Euro Cash-Flow durch die Beteiligungen, sagte Fourtou. (ola)