"Für Menschen und Umwelt": Microsoft verpasst sich einen grünen Anstrich
Konzernchef Steve Ballmer persönlich stellte auf der CeBIT-Hauptpressekonferenz von Microsoft in Hannover am heutigen Montag eine Fülle von Neuerungen vor. Darunter eine Kooperation mit dem Strom-Anbieter Yello Strom.
Unter dem Motto "Innovationen für Menschen und Umwelt" stand die Pressekonferenz, die Microsoft am heutigen Montag veranstaltete, einen Tag vor der dem Start der CeBIT. Microsoft-Boss Steve Ballmer, der nach eigener Aussage zum ersten Mal seit 2002 wieder die CeBIT besucht, verkündete unter anderem, dass Microsoft künftig mehr für die Umwelt tun wolle. So sollten Microsoft-Produkte künftig stromsparender sein – schon aus eigenem Interesse, denn als eine der größten IT-Firmen der Welt sei man ja auch einer größten Stromverbraucher. Daher sei etwa der Server 2008 unter anderem dafür optimiert worden, möglichst energiesparend zu arbeiten, und auch Vista brauche im Idle-Modus bis zu einem Drittel weniger Strom als XP.
Besonders stellte Ballmer eine neu geschlossene Kooperation mit dem Strom-Anbieter Yello Strom heraus. Dessen Geschäftsführer Martin Vesper verkündete, dass Kunden des Energieversorgers künftig nicht nur den Strom, sondern auch einen unter Windows CE laufenden Zähler von Yello bekommen könnten ("Sparzähler"). Der verbinde sich via Powerline mit dem hauseigenen Router und stelle darüber Daten über den aktuellen Stromverbrauch sekundengenau zur Verfügung. Die Darstellung könne wahlweise über ein eigenes Programmfenster oder über ein Gadget für die Vista-Sidebar erfolgen. Auf diese Weise könne ein Kunde sofort erkennen, welche Auswirkungen auf die Stromrechnung beispielsweise das Ausschalten einer unbenötigten Lampe hat oder das Trennen eines Gerätes vom Strom, statt es in den Standby-Modus zu schalten. Die Daten sollen verschlüsselt und nur innerhalb des Hausnetzes übertragen werden, Yello bekomme nur viertelstündliche Verbrauchsberichte online zugesandt, sofern der Router mit dem Internet verbunden ist (sonst erfolgt die Übertragung bei der nächsten Verbindung). Eine weitere Folge für den Kunden: Er müsse nicht mehr Abschläge zahlen, sondern bekomme ähnlich wie beim Telefon jeden Monat eine detaillierte Abrechnung.
Verstärken will Microsoft den neuen grünen Anstrich unter anderem mit einer weiteren Kooperation mit Fiat. Daraus soll nicht nur "Fiat Blue & me" entstehen – das Auto soll sich bereits beim Einsteigen des Fahrers mit dessen Bluetooth-Gerät verbinden, damit er während der Fahrt etwa die darauf gespeicherten Musikstücke hören kann oder er dessen Navi-Funktion nutzen kann –, sondern auch "eco drive": Der Fiat 500 soll damit den Fahrstil des Fahrers analysieren und Vorschläge für eine ökonomischere Fahrweise machen.
Doch auch abseits der grünen Welle gab es Neuigkeiten. Etwa für Couch Potatoes hat Microsoft das Angebot an Inhalten für das Media Center von Vista Home Premium und Ultimate kräftig aufgebohrt. So freut man sich in Redmond nicht nur über mittlerweile 150.000 Unique Users für das dort abrufbare Abo von n-tv-News, sondern zusätzlich sollen in den kommenden Monaten Filmangebote von Maxdome und Film.de um das Anwenderinteresse buhlen. Per SilverLight will laut Ankündigung Premiere PCs mit Fußball- und Formel-1-Übertragungen sowie Spielfilmen versorgen. Ist ein Film auf diese Art und Weise erst einmal auf dem PC angelangt, soll er sich durch das sogenannte Place Shifting des Entwicklers Vodafone auf ein passend ausgestattetes Mobilgerät übertragen und dort genau von dem Punkt ab weiter betrachten lassen, an dem man die Filmschau womöglich auf dem PC unterbrochen hat.
Doch auch ohne PC will Redmond Inhalte auf Bildschirme bringen: Nicht weniger als 40 Filme sollen über die XBox 360 präsentiert werden, so dass man sie direkt betrachten, aber auch auf Festplatte speichern und bis zu 14 Tage lang immer wieder ansehen darf.
Nicht nur für den Unternehmensbereich dürfte zudem der gratis offerierte Search Server 2008 Express von Interesse sein, mit dem der Microsoft-Konzern sein Angebot an Suchmaschinen nach oben aufpolstert. Als Betaversionen soll die CeBIT außerdem Service-Angebote namens Exchange Online und SharePoint Online bringen, mit denen die Mitglieder gewerblicher und privater Anwendergruppen enger zusammenrücken sollen. Insbesondere ein gehosteter SharePoint-Server dürfte in engen Wettbewerb mit Googles just erschienenem Dienst Googlesites treten.
Ballmer musste sich auch unangenehmen Nachfragen stellen. So räumte er auf Anfrage ein, dass Windows Vista im Unternehmensbereich deutlich weniger Zuspruch gefunden habe als unter Privatkunden. Er verspricht sich jedoch drastische Umsatzverbesserungen vom ins Haus stehenden Service Pack 1 für das Betriebssystem. Er bezeichnete dies als einen wichtigen Meilenstein. Microsofts Deutschland-Chef stieß ins selbe Horn und verkündete erneut, dass Windows Vista ein großer Erfolg sei. Doch neue Zahlen wollte er nicht präsentieren. Dass Microsoft bereits mehr als 100 Millionen Vista-Lizenzen weltweit verkauft hat, ist schon seit einiger Zeit bekannt. (hps)