Anonyme Umfrage zu den Arbeitsbedingungen bei eBay

Schenkt man einer anonymen Online-Umfrage Glauben, dürften nicht wenige Mitarbeiter der deutschen eBay-Niederlassung Frust schieben.

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Etwa 77 Prozent der bei eBay im brandenburgischen Kleinmachnow Beschäftigten haben angegeben, ihre Leistungen und Tätigkeiten würden sehr stark erfasst und kontrolliert. Das ist das Ergebnis einer anonymen Umfrage, zu der die Mitarbeiter im Mitte März auf Zetteln, die anscheinend in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgelegt wurden, aufgefordert wurden. Laut der Homepage epay.tv, deren Betreiber sich nicht zu erkennen geben, sollen an der Umfrage via Internet 162 eBay-Beschäftigte teilgenommen haben. Dies allerdings nicht von ihrem Arbeitsplatz aus -- aus Gründen der Kontrolle oder weil eBay angeblich den Zugang zu epay.tv gesperrt hat.

Falls die Ergebnisse Rückschlüsse auf die tatsächlichen Verhältnisse in der deutschen Niederlassung des Online-Auktionshauses zulassen, dürften nicht wenige der Mitarbeiter unzufrieden sein. So zeigten sich etwas mehr als die Hälfte sehr unzufrieden mit der Arbeitszeit. Drei Viertel würden gerne selbst bestimmen, wann sie Überstunden machen. Auch fehlt vielen ein passendes Teilzeitmodell.

52 Prozent sollen angegeben haben, im Vergleich zu den Einnahmen ihres Arbeitgebers mit ihrer Bezahlung unzufrieden zu sein. 70 Prozent hätten gerne Belohnungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Auch denken demnach etwas mehr als die Hälfte, es solle für Arbeit an Feiertagen und Wochenenden mehr Geld geben als an Werktagen. Die Identifikation mit dem Unternehmen scheint vor diesem Hintergrund nicht sehr stark zu sein: Lediglich -- oder immerhin -- 28 Prozent sollen gesagt haben, sie akzeptierten eine relativ niedrige Bezahlung, weil sie gerne bei eBay arbeiten.

Über die Arbeitsbedingungen hatte die Berliner taz im November 2003 bereits berichtet. Demnach wird die Arbeitszeit und die Tätigkeit eines Mitarbeiters bei eBay durch den so genannten Activity Manager erfasst und kontrolliert. In dem Bericht heißt es, jede Handlung des Mitarbeiters werde protokolliert: "[...] seine Arbeitsschritte und die Zeit, die er dafür braucht, sein Gang auf die Toilette oder die Zigarettenpause. Zeit für zwischendurch, beispielsweise zum Checken der privaten E-Mails, ist natürlich nicht vorgesehen."

eBay-Sprecher Nerses Chopurian meinte zu der Aktion laut Manager Magazin: "Wir gehen davon aus, dass das eine Aktion von einzelnen Mitarbeitern ist, die frustriert sind." So etwas komme vor, es sei jedoch eine ungewöhnliche Art, sich anonym zu äußern. Und laut Spiegel will der Sprecher von Gehirnwäsche und Propaganda am Arbeitsplatz, wie Kritiker die Firmenkultur bezeichneten, nichts wissen. Die eBay-Unternehmensgrundsätze erhalte jeder Mitarbeiter bei seiner Einstellung, darin heiße es auch: "Wir glauben, dass ein ehrliches, offenes Umfeld das Beste im Menschen hervorbringt".

In einem auf epay.tv veröffentlichten Schreiben reagieren anscheinend Geschäftsführung und Betriebsrat von eBay. Demnach heißt es: "Anonyme Umfragen sind grundsätzlich als sehr unsicher einzustufen, da niemand wissen kann, wo und wie die gewonnenen Informationen veröffentlicht werden. Aus diesem Grund unterstützt weder der Betriebsrat noch das Leadership-Team diese, ohne unsere Mitarbeit durchgeführte Umfrage." Und weiter: "Wir sehen die Art und Weise, auf die der Fragebogen verteilt wurde, als bedenklich und in keinster Weise den eBay-Values entsprechend an. Von vielen von euch wurde uns erzählt, dass die Person, von der die Zettel verteilt wurden, keine Auskunft darüber gegeben hat, in wessen Namen sie dies tut oder wer sie ist." (anw)