Triple Play bei 3 und Mobilkom Austria
Die Kombination von Telefonie, Breitband und Unterhaltungsangeboten wie Fernsehen oder Video on Demand sollte die Rettung für alteingesessene Festnetzanbieter sein -- nun schlagen auch die UMTS-Mobilfunkbetreiber zu.
Eigentlich sollte Triple Play, also die Kombination von Telefonie, Breitband und Unterhaltungsangeboten wie Fernsehen oder Video on Demand, die Rettung für alteingesessene Festnetzbetreiber sein. In Österreich schicken sich aber nun die UMTS-Netzbetreiber 3 und Mobilkom dazu an, die Festnetzanbieter links zu überholen. Mobile Telefonie ist sowieso schon billiger verfügbar als im Festnetz, seit kurzem sind auch Datentransfer-Pakete mit 500 Megabyte per UMTS billiger zu haben als gleich große ADSL-Pakete.
Auch das Video on Demand Angebot der UMTS-Netzbetreiber ist reichhaltiger als jenes von DSL-Anbietern. Selbst Live-TV am Handy ist schon verfügbar -- oder auch schon wieder nicht. Während 3-Chef Berthold Thoma am heutigen Mittwoch in Wien das ab sofort verfügbare Live-Streaming der TV-Sender EuroNews und fashion.tv vorgestellt hat, musste Mobilkom Austria die im Februar eingeführte Live-Übertragung von CNN vor einigen Wochen wieder einstellen. Simpler Grund ist die Pleite des Lieferanten des CNN-Bildes, Yard Broadcast Network. Juristische Probleme sind auch der Grund, warum 3 vorerst nur zwei TV-Sender im Portefeuille hat: Die TV-Anstalten verfügen meist nicht über die Rechte für die Verbreitung ihres Programm über Mobilfunk-Netze.
3MobilTV ist ab sofort im UMTS-Netz von 3 zum Preis von 29 Cent pro Minute verfügbar, im GPRS-Netz des National-Roaming-Partners Mobilkom müssen sich 3-Kunden den mobilen TV-Genuss noch verkneifen. Mobilkom, die CNN in ihrem UMTS-Netz so bald wir möglich wieder aufschalten will, rechnet indes nach übertragener Datenmenge ab. Kunden mit Vodafone Live!-Abo zahlen jedoch nichts extra. Weitere Live-Sender sind vorerst nicht geplant, der Mobilfunk-Marktführer setzt auf Video on Demand. 3 will hingegen beides forcieren, allerdings müssten zusätzliche Live-Streams auch "in das Konzept passen. Ich halte nichts davon, jetzt Spielfilmsender zu streamen. Wir wollen ja nicht dem Fernsehen Konkurrenz machen", meinte Thoma, "In zwei bis drei Jahren werden Endgeräte mit eingebautem TV-Tuner (DVB-H) Standard sein. Damit können dann zahlreiche TV-Anstalten ihre Programme anbieten."
Vergangene Woche haben sich beide Netzbetreiber mit einer radikalen Senkung ihrer Daten-Tarife für die heraufdämmernde Einführung der Nummernportierung im Mobilfunk positioniert. Ein monatliches Paket mit 500 MByte Transfervolumen im UMTS-Netz (384/64 kBbit/s) kostet bei 3 nunmehr 29 Euro Aufschlag auf die normale Grundgebühr (ab zehn Euro). Damit sollen dem Festnetz vor allem Dial-Up-User abgeworben werden, aber sogar ADSL-Einsteiger-Tarife werden unterboten. Bei Telekom Austria und Tele2 kostet ein ADSL-Zugang (786/128 kBbit/s) mit ebenfalls 500 MByte inkludierter Datenmenge 29,90 beziehungsweise 28,90 Euro, zuzüglich der Telefon-Grundgebühr (ab 15,98 Euro).
Die Mobilkom bietet Pakete zu 500 und 1.000 MByte samt der Vodafone-Datenkarte (UMTS&GPRS), was monatlich 39 beziehungsweise 70 Euro kostet. Weitere Grundentgelte fallen nicht an, sogar Überschreitungen der MByte-Grenzen von bis zu 20 Prozent werden ohne Nachverrechnung toleriert ("Fair Use"). Genutzt werden können UMTS-Netz, GPRS-Netz und WLAN-Hotspots der Mobilkom. T-Mobile Austria, wo ein 250-MByte-Paket 70 Euro monatlich kostet, war im Mai noch Preisbrecher gewesen, ist jetzt aber ins Hintertreffen geraten. Angesichts dieser Preise, der noch abzuwartenden Reaktionen von One und tele.ring und der hervorragenden Abdeckung der Mobilfunknetze dürften der Mobilkom-Eigentümerin Telekom Austria erneut einige Festnetz-Kunden abhanden kommen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)