Tele.ring-Mitarbeiter setzen Streik für Verhandlungen aus

Auf der heutigen Betriebsversammlung drückten tele.ring-Mitarbeiter ihren Unmut über den möglichen Verkauf ihres Unternehmens an T-Mobile Austria aus.

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Nur für eine Betriebsversammlung haben die tele.ring-Mitarbeiter heute ihre Arbeit niedergelegt, ein weiterhin möglicher Streik wurde aufgeschoben. "Wir haben Rahmenbedingungen geschaffen, die einen Fortbestand von tele.ring sichern sollen und die ein Weiterarbeiten ermöglichen", sagte tele.ring-Betriebsrat Adolf Beauvale im Anschluss, "Es gibt mehrere Interessenten für tele.ring, im Moment ist alles noch offen."

Die tele.ring-Mitarbeiter wehren sich gegen eine Übernahme durch den direkten Konkurrenten T-Mobile Austria. Am gestrigen Montag hatten sie mit Streik gedroht, sollte der derzeitige Eigentümer Alltel die Verhandlungen mit Konkurrenten nicht sofort einstellen. In der Folge hatte Alltel die österreichische Geschäftsführung zu Verhandlungen mit dem Betriebsrat ermächtigt, die seit 17 Uhr im Gang sind. Nicht bekannt ist, welchen Verhandlungsspielraum die österreichische Geschäftsführung hat, da sie nicht in die Verkaufsverhandlungen des Eigentümers eingebunden ist.

Die Streikgefahr bei tele.ring ist nun zumindest für weitere 24 Stunden abgewendet. Berichten zu Folge soll der Aufsichtsrat von T-Mobile International am Donnerstag über den Kauf von tele.ring entscheiden. Bei der heutigen Betriebsversammlung in der tele.ring-Zentrale hatten sich die meisten Mitarbeiter als Zeichen ihrer Ablehnung ein durchgestrichenes, magentafarbenes T auf "Weg mit dem Speck!"-T-Shirts geheftet. Auf zahlreichen Transparenten drückten sie ihrem Unmut aus. Unter anderem wurde dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) für den bevorstehenden Verlust der Arbeitsplätze "gedankt". Eine neue niederösterreichische Mobilfunksteuer hat den Verkauf von tele.ring an den Finanzinvestor Permira verhindert und so T-Mobile den Wiedereinstieg in die Verhandlungen ermöglicht.

Das Verhandlungsteams will erreichen, dass tele.ring als eigene Firma und Marke erhalten bleibt. "Wir, die Mitarbeiter von tele.ring, können nicht schweigen. Da tele.ring für uns nicht nur ein Unternehmen darstellt, sondern viel mehr eine Ideologie geworden ist, können wir nicht still halten", heißt es auf einer kurzfristig vom Betriebsrat eingerichteten Website. Über 10.000 Protestklicks von Kunden und Angestellten gegen den Verkauf an T-Mobile wurden dort bereits gesammelt. Auf einer zweiten Website, die einige tele.ring-Angehörige in Eigeninitiative online gestellt haben, wird unter anderem der offene Brief an den größten Alltel-Einzelaktionär und Western Wireless Gründer John Stanton veröffentlicht. Western Wireless hatte tele.ring 2001 von Vodafone übernommen und gehört seit gestern zur Alltel-Gruppe. Diese möchte sich von allen Auslandstöchtern trennen. Tele.ring beschäftigt direkt 640 Personen. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)