Liberty Global greift nach Inode

Österreichs Marktführer bei entbündeltem Breitband-Internet, Inode, soll für geschätzte 100 Millionen Euro in die europäische Kabelnetzgruppe von Liberty Global integriert werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die österreichische UPC Telekabel kauft offenbar den Internet Service Provider Inode. Diese (von den beteiligten Firmen offiziell bislang nicht bestätigte) Nachricht sickerte am heutigen Freitag in Wien durch. Der Deal mit einem geschätzten Volumen von 100 Millionen Euro dürfte nach den Weihnachtsfeiertagen publiziert werden und ist Teil einer Neuaufstellung von UPC Broadband, der europäischen Kabelnetzgruppe von Liberty Global. Der Konzern hatte im Oktober die Schweizerische Cablecom gekauft. Vergangene Woche war die Übernahme die irischen NTL finalisiert worden. Diesen Montag wurde der Verkauf der norwegischen Tochter UPC Norge an den britischen Finanzinvestor Candover bekannt gegeben. Auch die schwedische UPC Sverige steht zum Verkauf.

Die 1996 gegründete Inode ist nach eigenen Angaben Österreichs Marktführer bei entbündeltem Breitband-Internet – Anfang September entsprachen 45.000 xDSL- und ADSL2+-Anschlüsse 57 Prozent Marktanteil. Mit gut 170 entbündelten Wählämtern erreicht der ISP etwa zwei Drittel aller Haushalte mit eigener Infrastruktur, darüber hinaus werden ADSL-Produkte von Telekom Austria weiterverkauft. Mitte September überschritt Inode die Marke von 100.000 Kunden. Der Jahresumsatz soll von 37 Millionen im Jahr 2004 auf 53 Millionen Euro im laufenden Jahr steigen, das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sich auf 6 Millionen Euro vervierfachen. Neben Server-Dienstleistungen, E-Card- und Bankomatkassenanschlüssen offeriert Inode auch VoIP-Telefonanschlüsse. Die Verbindung zum öffentlichen Telefonnetz wird durch eTel bewerkstelligt. In Liechtenstein hat Inode alle Wählämter entbündelt, bislang aber nur Geschäftskunden geworben.

Vor einem Jahr holte Inode zwei Finanzpartner an Bord, die den ISP bei der Vorbereitung eines für 2006 anvisierten Börsengangs unterstützen sollten. 32,5 Prozent des bis dahin ausschließlich unter der Kontrolle der vier Unternehmensgründer stehenden Providers wurden für 10,5 Millionen Euro an die beiden Venture Capital Unternehmen Global Equity Partners (GEP, hält etwa 20 Prozent) und Gamma Capital Partners (GCP, hält etwa 10 Prozent) verkauft. Seit zwei Jahren möchte Inode auch Fernsehen übertragen (TVoIP, samt Timeshift), was bisher an urheberrechtlichen Problemen gescheitert ist. Die Übernahme durch UPC könnte die Realisierung dieses Angebots beschleunigen.

UPC Telekabel erreicht mit dem eigenen Kabel-TV-Netz 954.000 Haushalte in österreichischen Ballungsräumen. Von insgesamt 576.000 Kunden nutzen 456.000 Fernsehen und Radio, 42.000 Digital-TV, 261.000 chello Breitband-Internet, und 150.000 Priority Telefonanschlüsse von UPC (Stand Ende September). Die Schwesterfirma Priority Telecom bietet Geschäftskunden Telefon- und Internet-Dienste an. Mithilfe des Inode-Netzes könnte UPC auch außerhalb der bisher erschlossenen Gebiete tätig werden. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)