Sipgate.at muss Wiener Rufnummern abschalten

Der unter dem Markennamen sipgate bekannte VoIP-Anbieter Indigo Networks muss nach einer Aufforderung der Regulierungsbehörde RTR die sipgate.at-Kunden zugeteilten Ortsnetz-Rufnummern abschalten.

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Der VoIP-Anbieter Indigo Networks (sipgate) muss nach einer Aufforderung der österreichischen Regulierungsbehörde RTR die sipgate.at-Kunden zugeteilten Ortsnetz-Rufnummern abschalten. Ursache für das Einschreiten der Behörde ist der Umstand, dass sich die sipgate-Accounts von beliebigen Internet-Zugängen aus nutzen lassen. Die User sind ab dem 2. Mai nur noch unter +43-720-Rufnummern erreichbar. Diese für VoIP-Anschlüsse reservierte Rufnummerngasse ist aus dem Ausland manchmal gar nicht, aus dem Inland oft nur teuer zu erreichen. Insbesondere Mobilfunk-Netzbetreiber verrechnen erstaunlich viel (bis zu einem Euro pro Minute). Ähnliches gilt für den für ENUM vorgesehenen Bereich +43-780. Die Freude der User über die angeordnete Umstellung hält sich daher in Grenzen.

Sipgate.at hatte seinen Kunden im Jahr 2004 Rufnummern im Wiener Ortsnetz (+43-1) zugeteilt – laut RTR in "offensichtlich rechtswidriger Weise". Nach einer Ermahnung von der Behörde wurde die Ausgabe der Rufnummern eingestellt, Bestandskunden konnten ihre Ortsnetznummer jedoch weiter nutzen. Dies nahm die RTR zum Anlass, ein Aufsichtsverfahren einzuleiten.

"Geografische Rufnummern dienen gemäß (§ 36ff. Kommunikationsparameter-, Entgelt- und Mehrwertdiensteverordnung KEM-V) der Adressierung ortsfester Netzabschlusspunkte, die den entsprechenden Ortsnetzen zugeordnet sind und der Erbringung von öffentlichen Telefondiensten", heißt es in einem Schreiben des RTR-Geschäftsführers Georg Serentschy an Indigo Networks. Sipgate stelle jedoch "keine entsprechenden ortsfesten, physischen Netzabschlusspunkte zur Verfügung". Dies verstoße gegen die KEM-V. "Sie werden gemäß § 91 Abs. 1 TKG 2003 aufgefordert, den angeführten Verstoß (...) abzustellen", wird dem Anbieter mitgeteilt.

"Leider sehen wir keinen Weg, diesen Bescheid auĂźer Kraft zu setzen. Wir bitten um Entschuldigung fĂĽr diese Unannehmlichkeiten", heiĂźt es in einem von Indigo Networks an die betroffenen Kunden ergangenen E-Mail. Die User wurden darin auch ĂĽber ihre neuen 0720-Rufnummer informiert; Ă„nderungen an den Einstellungen der Sipgate-Accounts sind nicht erforderlich.

Ebenfalls diese Woche informierte die Regulierungsbehörde über eine Erweiterung des Vertrages mit enum.at. Nun ist auch so genanntes "Infrastructure ENUM" möglich. Dabei ist nicht der User Herr über seine ENUM-Domain, sondern sein Diensteanbieter. Diese können auch Zusatzdaten hinterlegen, etwa Routing- oder Abrechnungsinformationen. Österreich war 2004 das erste Land mit kommerziellem ENUM. Seit kurzem ist enum.at auch in Irland aktiv.

Eine Novelle der KEM-V, die dem Wucher bei Tarifen für Verbindungen zu 0720- und 0780-Nummern einen Riegel vorschieben würde, ist nicht in Sicht. Anders ist die Situation in Italien. Dort hat die Regulierungsbehörde im März verordnet, dass Verbindungen zum VoIP-Rufnummernbereich (+39-5) nicht mehr kosten dürfen, als ein Ortsgespräch im selben Tarif. (Daniel AJ Sokolov) / (ola)