FIRA Robot World Cup: In Dortmund kicken Roboter um den Weltmeistertitel

In Dortmund hat die FIRA-Weltmeisterschaft im Roboterfußball begonnen. Mit 55 teilnehmenden Teams aus 17 Ländern ist die FIRA-WM deutlich kleiner als die RoboCup-WM, die vor knapp zwei Wochen in der Messe Bremen zu Ende ging.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

In der Dortmunder Westfalenhalle 2N, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fanfest der Fußball-WM, hat heute die FIRA-Weltmeisterschaft im Roboterfußball begonnen. Die FIRA (Federation of International Robot Soccer Association) ist neben der International RoboCup Federation die zweite Organisation, die mit derartigen Turnieren junge Menschen für Ingenieurwissenschaften begeistern und Forschungen zur Robotik vorantreiben will. Mit 55 teilnehmenden Teams aus 17 Ländern ist die FIRA-WM deutlich kleiner als die RoboCup-WM, die vor knapp zwei Wochen in der Messe Bremen zu Ende ging. Ob das ein Nachteil ist, können die Zuschauer bis zum Montag, den 3. Juli, nun selbst beurteilen. Wie die Weltmeisterschaft im Rahmen des RoboCup findet auch die FIRA-WM erstmals in Deutschland statt.

Die auf den Koreaner Hong-Hwan Kim zurückgehenden Turniere werden bereits seit 1996 ausgetragen und sind damit ein Jahr älter als der RoboCup. Letzterer hat jedoch weltweit rasch mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was entscheidend mit der langfristigen Zielsetzung zusammenhängen dürfte, bis zum Jahr 2050 mit humanoiden Robotern die reguläre Fußballweltmeisterschaft gegen Menschen zu gewinnen. Die FIRA verfolgt keine vergleichbare Vision.

Ansonsten ist der Wettbewerb auf ähnliche Weise in verschiedenen Spielklassen organisiert. Am stärksten besetzt ist die MiroSot-Liga, bei der die Roboter über Funk von einem Computer am Spielfeldrand gesteuert werden, der auf die Bilder einer über dem Spielfeld befestigten Kamera zugreift. Das entspricht den Verhältnissen bei der Small Size League des RoboCup, allerdings sind die würfelförmigen FIRA-Roboter mit einer Seitenlänge von 7,5 Zentimetern kleiner. Ihre maximale Geschwindigkeit beträgt 3 Meter pro Sekunde, was auf dem 4,00 mal 2,80 Meter großen Spielfeld für rasante Spiele elf gegen elf sorgt. Daneben gibt es Begegnungen von fünf gegen fünf Robotern auf einem 2,20 mal 1,80 Meter großen Feld.

Die RoboSot-Liga mit bis zu fünf Robotern auf einem 4 mal 6 Meter großen Spielfeld entspricht von der technologischen Grundkonstellation her der Middle Size League des RoboCup. Die Roboter müssen komplett autonom agieren und über alle nötigen Sensoren und Computer an Bord verfügen. Allerdings ist das Spielfeld erheblich kleiner als beim RoboCup und ist zudem durch senkrechte Bande begrenzt. Zu diesem Wettbewerb haben sich nur vier Teams angemeldet.

In einer virtuellen, vom Computer simulierten Umgebung werden Spiele im Rahmen der SimuroSot-Liga ausgetragen. Es gibt Paarungen elf gegen elf sowie fünf gegen fünf, wobei Letztere ausdrücklich als Vorbereitung auf den MiroSot-Wettbewerb gedacht sind.

Der Wettbewerb KheperaSot verwendet mit dem zylindrischen Khepera-Roboterbausatz eine Standard-Hardware, die jedoch von den Teams modifiziert werden kann. Für diese Spielklasse haben sich vier Teams, alle aus Deutschland, angemeldet.

Am interessantesten dürfte der mit elf Teams recht gut besetzte HuroSot-Wettbewerb für humanoide Roboter werden. Hier könnte auch am ehesten ein Leistungsvergleich mit dem RoboCup möglich sein. Angekündigt ist ein Demonstrationsspiel drei gegen drei sowie eine Wiederholung des Staffellaufs von der letzten WM. Interessant auch der "Lift and Carry"-Wettbewerb, bei dem ein Roboter Lasten über unebenes Gelände transportieren soll. Nach jeder erfolgreichen Überquerung wird die Last erhöht, der Roboter muss die veränderte Gewichtsbelastung selbstständig ausgleichen. Mit vier chinesischen Teams, drei aus Taiwan sowie jeweils einem aus Singapur und Korea dominieren hier eindeutig die Asiaten. Titelverteidiger Manus von der National University of Singapore gewann souverän den heutigen Wettlauf gegen zwei Konkurrenten, bei dem die Roboter nach Erreichen der Ziellinie rückwärts zurücklaufen müssen. Zwei Teams aus Kanada komplettieren das Feld der Wettbewerber in der HuroSot-Liga. Eins wird von Jacky Baltes geleitet, der auch bereits an der RoboCup-WM teilgenommen und als Schiedsrichter das Endspiel in der Humanoids-Liga gepfiffen hat. Unmöglich ist der Austausch zwischen FIRA und RoboCup demnach also nicht, wenn auch beide Organisationen in ihren Mitteilungen bislang so tun, als gäbe es die jeweils andere nicht.

Norbert Jesse vom Lehrstuhl Informatik I der Universität Dortmund, der die FIRA-WM organisiert hat, ist 1998 durch die Beschäftigung mit Fuzzy-Logik zum Roboterfußball gestoßen. Er wird auch weiterhin im Rahmen der FIRA kicken. "Wenn man erst einmal Geld und Zeit in ein solches Projekt investiert hat, wechselt man nicht ohne zwingenden Grund", sagt er. Der Versuch eines Testspiels gegen die Berliner FU-Fighters vom RoboCup vor einigen Jahren zeigte zudem, dass die Vereinigung beider Roboterfußballverbände wegen der technischen Unterschiede im Detail recht schwierig ist. Auf absehbare Zeit wird es also auch weiterhin mehrere Roboterfußballweltmeister geben.

Zum FIRA Robot World Cup siehe:

Zu den Roboterfußball-Wettbewerben und der zugehörigen Forschung:

  • Mehr als nur Fußball, RoboCup-WM wird erstmals in Deutschland ausgetragen, c't 13/06, S. 98
  • KI auf dem Fußballfeld, Praktische Forschung bei der RoboCup-Weltmeisterschaft, c't 13/06, S. 102

Zur diesjährigen RoboCup-WM und den begleitenden Veranstaltungen:

Zur RoboCup-WM 2005:

Zur RoboCup-WM 2004:

Siehe zu dem Thema Robotik auch das c't-Roboterprojekt:

(Hans-Arthur Marsiske) / (jk)