Mehr Fragen und wenig Antworten im HP-Skandal

Bei der Beantwortung weiterer Fragen des US-Untersuchungsausschusses zur Schnüffel-Affäre bei Computerhersteller Hewlett-Packard offenbart CEO Mark Hurd einige Erinnerungslücken.

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Hewlett-Packards Chef Mark Hurd war über die Untersuchung der Indiskretionen im Aufsichtsrat, so viel ist klar, einigermaßen im Bilde. Doch wie weit die privaten Ermittler im Auftrag des Unternehmens tatsächlich gegangen sind, will der CEO des Computerherstellers nicht so genau erfasst haben. Schon vor dem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses hatte der oberste Manager bei Hewlett-Packard gewisse Versäumnisse eingeräumt. Auf schriftliche Nachfrage der Ausschussmitglieder offenbarte Hurd nun einige Erinnerungslücken.

Das geht aus den am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Antworten des HP-Chefs auf schriftliche Fragen des Untersuchungsausschusses vom 12. Oktober hervor. Die Abgeordneten interessieren sich insbesondere für ein Meeting am 22. Juli 2005, an dem auch Hurd und die inzwischen zurückgetretene Aufsichtsratschefin Patricia Dunn teilgenommen hatten und in dem die Aufklärung der Informationslecks auf der Tagesordnung stand. Darin war auch erwähnt worden, dass sich die Ermittler Unterlagen zu den Telefonanschlüssen der verdächtigten Aufsichtsratsmitglieder und ihrer ebenfalls überprüften Medienkontakte beschaffen wollten.

Hurd erinnert sich nicht mehr, wie lange er an dem Meeting teilgenommen und wer den Anwesenden diese Information mitgeteilt hatte. "Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich verstanden, dass Informationen über Telefonanrufe bei der Untersuchung der Informationslecks genutzt wurden. Allerdings erinnere ich mich nicht, wann ich das erfahren habe und wer es mir mitteilte." Im Nachhinein bedauert der CEO, nicht nachgefragt zu haben: "Rückblickend wünschte ich, mich mehr auf die Ermittlungsmethoden konzentriert zu haben, als die Bemerkung fiel", erklärte Hurd in der schriftlichen Stellungnahme. "Unglücklicherweise habe ich das nicht, also habe ich mich mit den Details nicht beschäftigt." Auch einen internen Bericht über die Ermittlungen vom April 2006 hatte Hurd nicht gelesen.

Im Rahmen der von der Aufsichtsratschefin initiierten und unter Kontrolle hochrangiger HP-Manager durchgeführten Untersuchung, wie Informationen aus dem Aufsichtsgremium an die Presse gelangt waren, hatten sich private Ermittler unter Vorspiegelung falscher Identitäten die Einzelverbindungsnachweise der Telefonanschlüsse von Aufsichtsräten, Journalisten und HP-Mitarbeitern verschafft. Diese Praxis ist nach den Gesetzen einiger US-Bundesstaaten illegal. In der Folge ist es zu zahlreichen Rücktritten von HP-Managern und einer Untersuchung des Kongresses gekommen. Fünf Beteiligte der Affäre, darunter Dunn, wurden in Kalifornien bereits angeklagt. Hurd selbst ist bisher nicht ins Visier der Justiz geraten.

Gegenüber dem Untersuchungsausschuss bedauerte der CEO, die Zeichen nicht rechtzeitig erkannt und entsprechende Konsequenzen gezogen zu haben. "Ich wünschte, ich hätte mehr Fragen gestellt", sagte er in einer Stellungnahme vor dem Untersuchungsausschuss. Dass sich ein CEO nicht an jedes Detail eines ein Jahr zurückliegenden Meetings erinnert, lässt sich nachvollziehen. Doch nicht nur die Abgeordneten fragen sich, warum bei Hurd nicht alle Alarmglocken losgegangen sind, als es um die Beschaffung der Telefondaten ging. Für den Chef eines weltweit operierenden Computerkonzerns hat Hurd dafür eine geradezu naive Erklärung: "Ich dachte einfach, es gäbe irgendeine Website mit öffentlich verfügbaren Informationen über Telefondaten."

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