Microsoft erhöht Druck auf Cybersquatter

Im Visier hat der Software-Multi, der seit Ende vergangenen Jahres selbst als Domain-Registrar in Erscheinung tritt, unter anderem die so genannten Domain-Taster.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Im Kampf gegen Cybersquatter, also Personen oder Unternehmen, die gezielt Domain-Namen registrieren, die Ähnlichkeiten mit bekannten Firmen-, Marken- oder Produktnamen aufweisen, steht Microsoft schon seit Jahren in vorderster Linie. Allein in den vergangenen sechs Monaten hat der Software-Multi eigenen Angaben zufolge elfhundertmal die Herausgabe von Domain-Namen wegen angeblicher Verstöße gegen das Markenrecht verlangt. Dorn im Auge ist Microsoft insbesondere das Typosquatting, bei dem Domain-Grabber URLs mit abweichenden Schreibweisen bekannter Namen (www.micr0soft.co.uk) kapern, um darauf Werbung zu schalten.

Am heutigen Mittwoch teilte der Konzern mit, dass man wegen angeblicher Markenrechtsverstöße nun auch gerichtlich gegen das US-Unternehmen Maltuzi LLC vorgehen werde. Nach Zahlen des schwedischen Statistik-Dienstleisters Ipwalk AB hatte Maltuzi zum 1. Februar 2007 knapp 2,4 Millionen Domain-Namen registriert und kommt damit auf einen globalen Marktanteil von 2,73 Prozent. In den USA belegt Maltuzi Platz drei hinter dem unangefochtenen Marktführer wildwestdomains.com (Wild West Domains, 9,3 Millionen registrierte Domain-Namen) und name-services.com (eNom, 2,7 Millionen Domain-Namen).

Das Geschäftsmodell von Maltuzi beruht laut Beschreibung auf der eigenen Website darauf, dass das Internet rund um die Uhr nach Hinweisen auf neue Domain-Namen durchsucht wird, "die das Potenzial haben, Traffic zu generieren". Dieser Prozess und die anschließende kurzzeitige Registrierung noch nicht belegter Domain-Namen – in Fachkreisen Domain-Tasting genannt – läuft weitgehend automatisiert ab. Reklamationen wickelt das Unternehmen mit Geschäftsitz im kalifornischen Mountain View ausschließlich per E-Mail ab.

Microsoft wirft Maltuzi vor, durch Domain-Tasting immer wieder große Mengen von Internet-Adressen zu blockieren. Für das "Tasting" – das "Probieren" von Domains – nutzt das Unternehmen eine Fünf-Tage-Frist, innerhalb der die Registrierung frei bleibt. Um die Domain nach der Rückgabe kostenlos zu behalten, wird sie einfach neu registriert ("Kiting"). Was ursprünglich dazu gedacht war, Domain-Vertipper oder andere Missverständnisse nicht zu Lasten der Registrare gehen zu lassen, belastet zunehmend die Registriersysteme und verwirrt normale Nutzer.

Dass Microsoft nun auch gegen Domain-Taster vorgeht, dürfte vor allem daran liegen, dass der Konzern mit der Akkreditierung durch die ICANN Ende vergangenen Jahres inzwischen selbst als Domain-Registrar für Second Level Domains in den Top Level Domains .biz, .com, .info, .name, .net, .org und .pro in Erscheinung tritt. So kann das Unternehmen etwa seinen Office-Live-Kunden Komplettpakete mit E-Mail, Messenger und einer passenden Geschäfts-Domain schnüren – wenn der gewünschte Name nicht bereits belegt ist. (pmz)