Nvidia stellt GeForce-7000-Chipsätze für Intel-Prozessoren vor

Die Nvidia-Chipsatzfamilie MCP73 mit DirectX-9-Grafik konkurriert mit Intels G33 und G31 für preiswerte Core-2-Duo-Mainboards.

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Erstmals konkurriert Nvidia mit Intel im Bereich der grafikfähigen Mainboard-Chipsätze: Die unter dem Codenamen MCP73 entwickelten Chipsätze zielen auf billige Desktop-Rechner mit integrierter Grafik, für die Intel die Serie-3-Chipsätze G31, G33 und G35 sowie die älteren Versionen 945G und 946GZ anbietet.

Nvidia hat mit der nForce-600i-Baureihe bereits einige Chipsätze für Intel-Prozessoren im Angebot, die im Unterschied zu den Chipsatz-Varianten für AMD-Prozessoren einen Speichercontroller und eine Frontsidebus-Schnittstelle enthalten. Während aber Nvidia für AMD-Prozessoren schon seit Jahren und sehr erfolgreich auch Chipsätze mit integrierten Grafikprozessoren baut, fehlten solche Produkte bisher für Intel-Prozessoren.

Wegen des hohen Marktanteils von Intel-Prozessoren bei gewerblich genutzten Bürocomputern und bei Notebooks ist Intel nicht nur Marktführer bei Chipsätzen, sondern auch bei PC-Grafikprozessoren. Deshalb sieht Nvidia in diesem Bereich ein besonders großes Wachstumspotenzial; hinzu kommt, dass die grafikfähigen ATI-Chipsätze für Intel-Prozessoren seit der Übernahme von ATI durch AMD nur noch ein Nischendasein führen und die taiwanischen Hersteller SiS und VIA in ihren Chipsätzen bisher lediglich sehr schwache Grafikkerne integriert haben – SiS' Mirage-3- und VIAs Chrome9-Grafik unterstützen zwar DirectX 9, sind aber zu langsam für die Aero-Glass-Oberfläche von Windows Vista und erfüllen deshalb nicht die Voraussetzungen für das Vista-Premium-Logo. Erst SiS672 und SiS672FX mit Mirage 3+ sollen das schaffen, sind aber noch nicht im Einsatz.

Nvidia hebt bei den vier MCP73-Varianten GeForce 7150/nForce 630i, GeForce 7100/nForce 630i, GeForce 7050/nForce 630i und GeForce 7050/nForce 610i die Performance der DirectX-9-Grafik hervor, die in allen Fällen für Vista Aero Glass ausreichen soll. Außerdem sollen die mit Taktfrequenzen von bis zu 600 MHz (GeForce 7100) und darüber (GeForce 7150) laufenden Motherboard GPUs auch deutlich leistungsfähiger sein als Intels G33 und bei weniger 3D-Spielen Probleme machen – ein Vorzug, den auch AMD beim AMD 690G (für AMD64-Prozessoren) gerne betont.

Nvidia hat die MCP73-Familie ansonsten auf die Produktion möglichst billiger Mainboards optimiert: Die MCP73-Chip"sätze" bestehen alle nur aus einem Baustein, was Kosten und Platinenfläche spart. Sie steuern lediglich einen Speicherkanal an: Schon bei der Bestückung mit einem einzelnen 1-GByte-DIMM sei das Vista Premium Logo zu schaffen, sagt Nvidia – der Intel G33 benötigt demnach zwei Speicherriegel für 3D-Performance, die die Aero-Glass-Voraussetzungen erfüllt.

Während die grafikfähigen Intel-Chipsätze digitale Monitore oder verschlüsselte HDMI-Ports nur indirekt über einen Zusatzchip (SDVO-Transmitter, etwa von Chrontel) oder eine ADD2-Karte ansteuern können, hat Nvidia auch diese Funktionen direkt in die MCP73-Grafik integriert: GeForce 7150/nForce 630i und GeForce 7100/nForce 630i unterstützen sowohl DVI (mit HDCP) als auch HDMI, der GeForce 7050/nForce 630i immerhin noch DVI mit HDCP.

Falls die integrierte Grafik doch nicht reicht (der GeForce 7150 soll ungefähr das Niveau einer GeForce-7100-Karte erreichen), lässt sich bei allen MCP73-Varianten eine PCIe-x16-/PEG-Karte stecken. Die im Chipsatz integrierte GPU schaltet sich dann allerdings ab.

Während GeForce 7150 und GeForce 7100 auch Core-2-Duo-Prozessoren mit FSB1333 sowie DDR2-800/PC2-6400-Speicher anbinden, ist der GeForce 7050/nForce 630i zwar für FSB1333, aber lediglich für DDR2-667/PC2-5300 ausgelegt; beim GeForce 7050/nForce 610i sind maximal FSB1066-Prozessoren vorgesehen (so wie bei Intels G31).

Die MCP73-Varianten mit dem Anhängsel nForce 630i enthalten einen Gigabit-Ethernet-Controller und unterstützen die RAID-Level 0, 1, 0+1 und 5 auf ihren vier SATA-II-Ports; beim nForce 610i schaltet Nvidia lediglich 100-MBit-LAN sowie RAID 0 und 1 frei. Als nForce 630i liefert Nvidia auch eine MCP73-Version ohne integrierte Grafik.

MCP73-Boards waren bereits auf der CeBIT 2007 und der Computex zu sehen und werden von allen großen Herstellern erwartet. Gigabyte nennt für das GA-730UM-S2H mit GeForce 7150/nForce 630i einen Preis von rund 85 Euro, es soll ab Mitte Oktober zu haben sein.

Wie Intel die neue Konkurrenz von Nvidia einschätzt, ist fraglich. Einerseits will Intel selbstverständlich möglichst viele Produkte verkaufen, andererseits hatte der Marktgigant in der Vergangenheit aber auch mit Lieferengpässen gerade bei den Billig-Chipsätzen zu kämpfen und unter anderem deshalb auch Produkte von ATI zugekauft. Ein besonders billiges Board für die Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern bestückt Intel mit einem SiS-Chipsatz. Günstigere Boards mit akzeptabler Grafik und attraktivem Funktionsumfang können Intel also helfen, AMD CPU-Marktanteile abzuluchsen. (ciw)