Australien richtet Cyber-Abwehrzentrum beim Geheimdienst ein
Der australische Justizminister Robert McClelland hat die Australian Security and Intelligence Organisation beauftragt, mithilfe einer Sondereinheit Internetangriffe zu untersuchen, die von anderen Staaten ausgehen.
Der australische Justizminister Robert McClelland hat dem nationalen Geheimdienst, der Australian Security and Intelligence Organisation (ASIO), eine stärkere Rolle bei der Aufklärung und Abwehr von Cyber-Attacken zuerkannt. Er habe die Einrichtung beauftragt, mithilfe einer Sondereinheit Internetangriffe zu untersuchen, die von anderen Staaten ausgehen, erklärte der Labour-Politiker in einer Rede vor dem National Security College. Das neue Zentrum solle in enger Zusammenarbeit mit dem nationalen Computer Emergency Response Team (CERT) und einer Cybersicherheitsstelle des militärischen Geheimdiensts Defence Signals Directorate (DSD) "sich entwickelnde Bedrohungen identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen festsetzen".
Gezielte und teils weitflächige Angriffe auf vernetzte Rechner und das Internet selbst erhielten immer mehr Aufmerksamkeit, begründete der Minister die Initiative. 2009 sei das Botnetz GhostNet entdeckt worden, das offenbar auf tibetanische Nichtregierungsorganisationen und das Büro des Dalai Lama ausgerichtet gewesen sei, führte McClelland ein Beispiel an. Er erwähnte auch den Wurm Stuxnet, der es auf kritische Kontrollinfrastrukturen abgesehen habe, sowie den Internet-Stillstand in Estland, der durch eine Art Denial-of-Service-Attacke ausgelöst worden sei. Angesichts solcher massiver Angriffe sowie aufgrund terroristischer Bedrohungen für das Netz könne die Regierung nicht die Hände in den Schoss legen. Man werde vielmehr auch darauf hinarbeiten, internationale Vereinbarungen für Cyberuntersuchungen zu verbessern. Beschlossene Sache sei bereits der Beitritt zur Cybercrime-Konvention des Europarats.
Der australische Gesetzgeber hatte der ASIO erst vor Kurzem mit einer Novellierung des "Telecommunications Interception and Intelligent Services Act" erweiterte Befugnisse zur Überwachung des Internetverkehrs gegeben. Der grüne Senator Scott Ludlam warnte in diesem Zusammenhang vor einem unverhältnismäßigen Informationsaustausch mit anderen Sicherheitsbehörden und einer "nie gekannten Ermächtigung" der Spionageeinrichtung. Hierzulande hat die Bundesregierung jüngst ebenfalls die Einrichtung eines Cyber-Abwehrzentrums beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beschlossen. Befürchtungen, dass es dabei zu einer Vermischung von Aufgaben innerer und äußerer Sicherheit sowie von Abwehr- und Angriffmaßnahmen komme, suchte Ex-Innenminister Thomas de Maizière (CDU) mit dem Hinweis auf klar verteilte Zuständigkeiten zu begegnen. (jk)