Bertelsmann bereitet Verkauf der Fachverlagsgruppe vor
Wer erwartet hatte, die Ablösung von Thomas Middelhoff als Chef von Bertelsmann bedeute auch das Verbleiben von BertelsmannSpringer bei dem Gütersloher Konzern, sieht sich getäuscht.
Wer erwartet hatte, die Ablösung von Thomas Middelhoff als Chef von Bertelsmann bedeute auch das Verbleiben der Fachbuch-Sparte BertelsmannSpringer bei dem Gütersloher Konzern, sieht sich getäuscht. Der Medienriese steht offensichtlich kurz vor dem Verkauf des Fachverlags. Gemeinsam mit der Investmentbank Merrill Lynch bereite das Unternehmen den Verkauf des Fachverlages vor, sagte ein Pressesprecher gegenüber dpa. Einen Bericht in der britischen Sunday Times, wonach der britisch-niederländische Verlagskonzern Reed Elsevier den deutschen Fachverlag übernehmen will, bezeichnete er allerdings als Marktspekulation. Reed Elsevier sieht sich als Marktführer bei Fachpublikationen -- unter anderem für Ärzte und Anwälte. BertelsmannSpringer soll nach Angaben der Zeitung gut eine Milliarde Euro wert sein.
Im Juni dieses Jahres hatte Middelhoff überraschend verkündet, sich von der 70 Verlage umfassenden Gruppe trennen zu wollen, zu der auch der renommierte Wissenschaftsverlag Springer Heidelberg gehört. "Geschäfte, die unserem Anspruch nach Marktführerschaft nicht erfüllen und nicht in das Konzept eines integrierten Medienunternehmens passen, stehen auf dem Prüfstand", hatte Middelhoff betont. Diese Kriterien würde BertelsmannSpringer nicht erfüllen.
Beim Abgang Middelhoffs gab es Berichte, diese Entscheidung habe mit zur Ablösung des damaligen Bertelsmann-Chefs geführt. Die Süddeutsche Zeitung meinte, zum Eklat sei es endgültig nach diesem abrupt verkündeten Verkauf der Fachverlagsgruppe gekommen. Danach hätten sich Middelhoffs Gegner offenbar schnell formiert und den Abgang betrieben -- wollen nun aber selbst den Verkauf von BertelsmannSpringer vorantreiben.
Auch Spekulationen, dass mit Middelhoffs Rausschmiss Jürgen Richter, der als Chef der Fachverlagsgruppe das Handtuch geschmissen hatte, zurückkehren würde, ließ die neue alte Garde bei Bertelsmann nicht allzu lange ins Kraut schießen: Bereits Ende vergangener Woche verkündete Bertelsmann die Ernennung von Arnold Bahlmann zum Geschäftsleitungsvorsitzenden bei BertelsmannSpringer. Der 49-Jährige ist im Bertelsmann-Vorstand für Bertelsmann Capital zuständig. Renate Krümmer, die bislang als Chefin der Sparte vorgesehen war, übernehme Aufgaben im "Corporate Center", hieß es in Gütersloh. (jk)