Crypto Wars: USA sauer wegen Chinas geplanter HintertĂĽr-Vorschrift
Die chinesische Regierung möchte nur noch Hard- und Software ins Land lassen, bei der die Verschlüsselung von Behörden umgangen werden kann. Washington hat deutlich verärgert auf die Ankündigung reagiert.
Die neuen "Crypto Wars" gehen weiter: Die chinesische Führung will im Rahmen eines Anti-Terror-Gesetzes Technikfirmen vorschreiben, dass sie in China nur noch Hard- und Software mit aufgeweichten Verschlüsselungsfunktionen verkaufen dürfen. Die Unternehmen müssten der chinesischen Regierung damit entweder Nachschlüssel aushändigen oder Hintertüren in ihre Geräte und Programme einbauen, damit Behörden vor Ort an den Klartext kommen.
Dieses Vorhaben hat Washington vergrätzt, wie das Online-Magazin Motherboard berichtet. Die US-Regierung hat demnach einen Brief nach Peking geschickt, in dem sie schwere Bedenken zu dem Gesetzesvorstoß äußert. Man arbeite hart daran, "dass China diese besorgniserregenden Regeln nicht erlässt", erklärte der US-Handelsbeauftragte Michael Froman. Das Weiße Haus wollte sich zu dem Streit mit dem Handelspartner bislang nicht äußern.
China wiederholt eine US-Forderung
US-Präsident Barack Obama hatte im Januar allerdings selbst einen Weg für die Polizei und Geheimdienste seines Landes gefordert, beim Vorliegen von Terrorhinweisen verschlüsselte Kommunikation Verdächtiger lesen zu können. Zuvor hatte unter anderem FBI-Direktor James Comey mit deutlichen Worten vor neuen Krypto-Initiativen von Google und Apple gewarnt. Wenn Daten auf Smartphones standardmäßig verschlüsselt würden, könnten Mordfälle ungelöst bleiben, Verdächtige freikommen und die Justiz behindert werden, schlug der Sicherheitsexperte Alarm. Als Lösung schlug Comey wie nun die Chinesen vor, einen gesonderten Zugang für Sicherheitsbehörden einzubauen.
"Eines Tages werden US-Regierungsvertreter zurückschauen und erkennen, welchen globalen Schaden sie mit ihren dummen Rufen nach Key Escrow angestiftet haben", twitterte der US-Kryptographie-Professor Matthew Green am Freitag. Bei dem seit Jahrzehnten umstrittenen Verfahren geht es um das Hinterlegen von Schlüsseln bei Behörden.
"Man kann nicht beides haben", ergänzte der Direktor der Freedom of the Press Foundation, Trevor Timm. Wenn die USA IT-Firmen dazu verdonnere, Hintertüren zu installieren, hätten diese keine andere Wahl als auch vergleichbaren Forderungen etwa aus China nachzukommen. Wer Verschlüsselung gezielt schwäche, eröffne damit außerdem auch Zugriffsmöglichkeiten für Cyberkriminelle und gefährde die Sicherheit aller Internetnutzer. (mho)