Delphi und Co wechseln wieder den Besitzer: Idera will Embarcadero übernehmen
Ideras größtes Interesse bei der Übernahme Embarcaderos dürfte an den Datenbankprodukten liegen. Was aus den Plattformen für Entwickler wird, ist fraglich: Neben RAD Studio gehören die ehemaligen Borland-Produkte Delphi und C++Builder zum Portfolio.
Idera ist eine in Deutschland weitgehend unbekannte Firma, die Software für das Management und Monitoring von Datenbanken, Applikationen und IT-Infrastruktur anbietet. Aufgrund der Ausrichtung dürfte das Interesse des texanischen Unternehmens an Embarcadero vor allem in den Werkzeugen zur Datenbankentwicklung und zur Datenmodellierung liegen. Dort liegen auch die Wurzeln von Embarcadero, die 1993 mit dem Werkzeug Rapid SQL starteten, das sich seinerzeit an Sybase-Administratoren richtet. 22 Jahre später gehört Rapid SQL 2016 nach wie vor zu den Kernprodukten als IDE zur Entwicklung von SQL-Code für diverse Datenbanken.
Borlands Erbe
Interessanterweise hat Idera mit SQL Doctor ein direktes Konkurrenzprodukt. Die Google-Suche nach "Rapid SQL" brachte heute eine unter dem Aspekt der Übernahme amüsante Werbung von Idera mit der Titelzeile "Tired of Rapid SQL? – Try Idera's SQL Doctor" als erstes Ergebnis.Trotz der anteiligen Überlappung ergänzen sich die Datenbankangebote der beiden Firmen. Embarcaderos Fokus liegt stärker in der Entwicklung und Modellierung, während sich Ideras Produkte vor allem um das Monitoring, das Backup und die Sicherheit drehen.
Softwareentwickler kennen Embarcadero vor allem für die Werkzeuge, die aus der Übernahme der Borland-Tochter CodeGear stammen: Delphi, C++Builder und JBuilder gehörten vor 15 Jahren zu den großen Entwicklungsumgebungen. 2006 beschloss Borland, sich auf ALM (Application Lifecycle Management) zu konzentrieren und gliederte die Entwicklungsumgebungen zunächst in die Tochterfirma CodeGear aus. Zwei Jahre später verkaufte Borland CodeGear an Embarcadero. Damit blühten zumindest Delphi und C++Builder wieder auf. JBuilder hatte gegen die Konkurrenz der Java-IDEs – vor allem Eclipse, NetBeans und IntelliJ IDEA – keine Chance und wurde seit 2009 nicht weiterentwickelt.
Zukunft offen
Für die Produkte um C++ und die Object-Pascal-Variante Delphi veröffentlichte Embarcadero jedoch dieses Jahr noch frische Versionen zur plattformübergreifenden Entwicklung für Windows 10, OS X, iOS und Android. Daneben hat Embarcadero das Flaggschiff RAD Studio 10 im Angebot, das die Programmierung in Object Pascal und C++ ermöglicht und damit zumindest indirekt zu Borlands Erbe gehört.
Was aus den Entwicklungsumgebungen wird, muss sich zeigen. In der Ankündigung zur Übernahme, die noch nicht abgeschlossen ist, betont Ideras CEO Randy Jacops vor allem die ergänzenden Portfolios bei den Datenbankprodukten, lässt aber zumindest die Developer Tools nicht unerwähnt. (rme)