Drogenbeauftragte fordert Hilfsangebote für weibliche Internetsüchtige

560.000 Menschen im Alter von 14 bis 65 Jahren sind laut einer Studie internetsüchtig. Mechthild Dyckmans sieht zu wenig Hilfsangebote für Frauen, die sich insbesondere in Social Networks verlieren.

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Rund 560.000 Menschen in Deutschland sind süchtig nach dem Internet. Das haben Forscher der Universität Lübeck in einer Studie herausgefunden, auf die die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans hinweist. Damit wäre ein Prozent der Bevölkerung im Alter von 14 bis 65 Jahren onlinesüchtig, 1,2 Prozent der Männer und 0,8 Prozent der Frauen.

37 Prozent der Betroffenen sind dabei vor allem von Onlinespielen abhängig, ebenfalls 37 Prozent nutzen exzessiv soziale Netzwerke. Vom übermäßigen Networking sind vor allem Frauen betroffen, unter den süchtigen Spielern finden sich dagegen hauptsächlich Männer, die sich vor allem in Rollenspiele vertiefen.

Für Dyckmans bestätigt die Studie, dass die auf Computerspieler zugeschnittenen Präventions- und Therapieangebote ausgebaut und weiter entwickelt werden müssen. "Die Hilfsangebote müssen außerdem um spezielle Angebote für weibliche Internetabhängige und Nutzer von sozialen Netzwerken ergänzt werden. Die Gefahr, bei der Nutzung von sozialen Netzwerken ein exzessives oder abhängiges Verhalten zu entwickeln, muss künftig besser ins Blickfeld genommen werden."

Die vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Studie zur Häufigkeit, Diagnostik und zu Risikoprofilen der Internetabhängigkeit "Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofile (PINTA-DIARI)" bestätigt damit nach Dyckmans Ansicht die Ergebnisse der ersten repräsentativen Schätzung zur Prävalenz der Internetabhängigkeit in Deutschland (PINTA) der Universität Lübeck, die 2011 erschien. Für die neue Studie wurden 196 PINTA-Teilnehmer bundesweit nachbefragt.

Als Kriterien für die Diagnose zogen die Lübecker Forscher das von der American Psychiatric Association vorgeschlagene Klassifikationssystem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) zur "Internet Gaming Disorder" heran und wandten es auf die Internetnutzung allgemein an. Dazu gehören Einengung der Verhaltsmöglichkeiten, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen und negative soziale und persönliche Auswirkungen (anw)