E-Book-Streit: Prozess gegen Apple hat begonnen

In New York hat der Prozess gegen Apple wegen der angeblich wettbewerbsverzerrenden Absprachen im E-Book-Markt begonnen. AusfĂĽhrlich begrĂĽndete das US-Justizministerium seine VorwĂĽrfe, die Apple erneut zurĂĽckwies.

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Vor einem US-Bezirksgericht in New York hat am Montag der Prozess gegen Apple wegen angeblicher Wettbewerbsverzerrung im E-Book-Geschäft begonnen. Zum Auftakt bekräftigte das US-Justizministerium seinen Vorwurf, Apple habe gemeinsam mit großen US-Verlagen höhere Preise für E-Books durchgesetzt. Apples Verteidiger wiesen das mit den Worten "Wir haben nichts Unrechtes getan" zurück. Die vorsitzende Richterin Denise Cote musste dem Unternehmen dann versichern, dass der Prozess fair sein werde, nachdem sie vor wenigen Tagen erklärt hatte, die Argumente der Anklage seien stichhaltig. Der Fall wird nicht von Geschworenen, sondern von ihr entschieden.

Das klagende Justizministerium erläuterte die Vorwürfe in einer ausführlichen Präsentation. Darin finden sich nicht nur zahlreiche Schriftwechsel zwischen Verantwortlichen der Verlage und Apples, sondern auch Ausschnitte aus Walter Isaacsons Steve-Jobs-Biografie, Erklärungen der E-Book-Branche sowie Telefonprotokolle. Damit soll gezeigt werden, wie die Verlage auf Apples Initiative zur Einführung des iPads hin vom Modell der Großhandelspreise ("wholesale model") zum Agenturmodell ("agency model") umschwenkten. Damit hätte die Marktmacht Amazons gebrochen und die Preise für E-Books erhöht werden sollen.

Die E-Book-Preise in den USA vor und nach EinfĂĽhrung des iPad

(Bild: US-Justizministerium)

Als Apple 2010 das iPad vorstellte, dominierte Amazon das Geschäft mit E-Books. Der Versandhändler verkaufte die Bücher besonders günstig für 10 US-Dollar, bezahlte den Verlagen aber die Großhandelspreise, also etwas mehr. Die Buchbranche war trotzdem unzufrieden, weil sie die Preisvorstellungen der Leser unter Druck sah. Mit Apple einigten sie sich dann auf das Agenturmodell, ähnlich der Buchpreisbindung hierzulande. Dabei legten sie die Preise selbst fest und Apple bekam die übliche Kommission von 30 Prozent. Gleichzeitig sicherten sie sich gegenseitig zu, die Bücher nirgends günstiger zu verkaufen. Deswegen musste auch Amazon zu dem Modell wechseln.

Der Wechsel zum Agenturmodell ist nur sinnvoll, wenn alle den selben Preis verlangen.

(Bild: US-Justizministerium)

Die US-Behörden gingen 2012 gegen diese Praxis vor, weil sie die Verbraucher geschädigt sahen. Die besonderen Konditionen in den Deals zwischen Apple und der Buchbranche wurden inzwischen abgeschafft. Nach und nach gingen alle betroffenen Verlage Vergleiche mit den Behörden ein, zuletzt erklärte sich Penguin im Mai zur Zahlung von 75 Millionen US-Dollar bereit. Apple-Chef Tim Cook lehnt diesen Weg jedoch strikt ab. Apple habe nichts falsch gemacht und stattdessen für mehr Wettbewerb gesorgt, erklärt er.

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(mit Material von dpa) / (mho)