Großbritannien lädt selbstfahrende Autos ein
Das britische Verkehrsministerium möchte die Entwicklung autonomer Fahrzeuge unterstützen. Testfahrten sind ab sofort möglich, spezielle Genehmigungen sind nicht erforderlich. Dazu winken Subventionen.
Für fahrerlose und automatisierte Fahrzeuge kommt einmal der Moment, an dem sie geschlossene Testumgebungen verlassen und auf normalen Straßen ihr Können unter Beweis stellen müssen. In der Regel ist das aber verboten oder nur mit Sondergenehmigungen unter strengen Auflagen zulässig. Das britische Verkehrsministerium überrascht nun mit der Feststellung, dass es auf der Insel keine juristischen Hürden gibt. "Die Regierung möchte die Entwicklung und Einführung dieser Technologien auf unseren Straßen unterstützen", heißt es in einem neuen Code of Practice.
Das Dokument ist gerade noch rechtzeitig für das Automated Vehicles Symposium in Ann Arbor, Michigan, fertig geworden. Dort treffen sich diese Woche Branchenvertreter aus aller Welt. Und dort stellte auch Ian Yarnold, Leiter der Abteilung für internationale Fahrzeugstandards des britischen Verkehrsministeriums, den britischen Leitfaden vor. Außerdem bot er 20 Millionen Pfund Fördergeld an.
"Der Code of Practice enthält Empfehlungen, es ist keine Regulierung. Er wurde nach Konsultationen mit Herstellern, Lieferanten, Versicherern und den lokalen Gebietskörperschaften ausgearbeitet", sagte Yarnold, "Wir verstehen ihn als lebendiges Dokument. Vielleicht wird er sich schon in einem halben Jahren wieder ändern."
Guter Rat
Die Empfehlungen richten sich an jene, die Testfahrten organisieren, sowie an die unmittelbar daran Beteiligten. Enthalten sind Richtlinien für Fahrer sowie die Fahrzeuge. Auch wenn das KFZ in der Lage sein sollte, ohne Chauffeur zu fahren, soll immer eine qualifizierter Bedienungsperson (früher: Fahrzeuglenker) dabei sein, die aufmerksam ist, eingeschult wurde, einen Führerschein hat, und jederzeit die Kontrolle übernehmen kann.
Das Fahrzeug soll die allgemeinen Voraussetzungen für den Straßenverkehr erfüllen, in einem Datenrekorder Aufzeichnungen machen, und vor Hackern geschützt sein. Die eingesetzte Technik sollte vor dem Einsatz auf öffentlichen Straßen bereits in geschlossenen Bereichen erprobt worden sein.
"Aber Sie brauchen keine Genehmigung, keine Vereinbarung mit einer Behörde und auch keine Zertifizierungen. Und sie müssen keine finanziellen Sicherheitsleistungen erbringen", überraschte Yarnold die Konferenzteilnehmer. Britische Gesetze seien dafür nicht geändert worden: "Unsere Juristen haben festgestellt, dass man schon jetzt fahren darf. Und wir haben genau nachgefragt."
Was ist wenn…
Da es sich nicht um Regulierung sondern um bloße Empfehlungen handelt, sind für Verstöße keine eigenen Sanktionen vorgesehen. Nach einem Unfall hätte aber ein folgsamer Betreiber wohl einen leichteren Stand vor Gericht, als jemand, der die Empfehlungen missachtet hat.
2017 möchte das Ministerium die bestehenden Vorschriften überprüfen und gegebenenfalls an neue technische Entwicklungen anpassen. Im Jahr darauf möchte sich die Regierung dann für eine Reform der internationalen Regeln einsetzen.
20 Millionen Pfund
Zu der Charmoffensive für die Fahrzeugentwicklung gehört auch ein Subventionstopf. Er ist mit 20 Millionen Britischen Pfund gefüllt (rund 29 Millionen Euro). Geförderte Unternehmen müssen selbst mindestens ebensoviel investieren, wie sie an Förderung erhalten.
Die britische Regierung hofft auf Förderanträge für Projekte aus den Bereichen Sicherheit, Zuverlässigkeit sowie V2x (Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit ihrer Umgebung). Außerdem sind Projekte willkommen, die zeigen sollen, wir fahrerlose Systeme Senioren zu mehr Selbständigkeit verhelfen könnten. (ds)