Hamburgs Datenschützer fordert Löschung biometrischer Daten bei Facebook
Johannes Caspar wiederholt seine Forderung an Facebook, nicht weiterhin in das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen einzugreifen.
Das Social Network Facebook muss die Funktion der Gesichtserkennung abschalten und die bereits gespeicherten Daten löschen. Das fordert erneut der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Johannes Caspar. Sollte die Funktion weiter aufrechterhalten werden, dürften nur Gesichtsprofile von Personen gespeichert werden, die dem ausdrücklich zugestimmt haben. Das entspräche europäischen und nationalen Datenschutzstandards, so Caspar laut einer Mitteilung (PDF-Datei). Schließlich handele es sich um einen "schweren Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen".
Facebook führte im Frühjahr 2011 die seit Dezember 2010 in den USA getestete Gesichtserkennung flächendeckend ein. Sie dient dazu, User beim Upload von Bildern auf abgebildete Personen aus ihrem Freundeskreis hinzuweisen und sie aufzufordern, diese Personen zu kennzeichnen. Die Nutzer wurden über diese Aufforderungsfunktion nicht gesondert informiert; wenn sie die Funktion bei Abbildern von ihnen selbst nicht angewendet haben wollen, müssen sie dies in den Privatsphäre-Einstellungen festlegen.
Dieses Opt-out-Verfahren ist Caspar zu umständlich und außerdem irreführend. Facebook biete unter den Privatsphäre-Einstellungen an, Markierungsvorschläge zu unterbinden (unter "Freunden Fotos von mir vorschlagen"). Das Unternehmen habe dazu schriftlich mitgeteilt, dass nach Abschalten dieser Funktion auch die biometrischen Daten gelöscht würden. Dem Online-Hilfesystem Facebooks sei aber zu entnehmen, dass lediglich die Markierungsvorschläge unterdrückt würden, teilte Caspar mit.
Doch selbst wenn Facebook ein nutzerfreundliches Verfahren anböte, würde es nicht den Datenschutzanforderungen genügen, meint Caspar. Auch die Art.-29-Gruppe der Datenschutzbeauftragten Europas habe deutlich gemacht, dass die Beibehaltung von Voreinstellungen in sozialen Netzwerken keinen eindeutigen Erklärungsgehalt hat.
Caspar findet es bedenklich, dass Facebook im Hintergrund eine Datenbank zur Gesichtserkennung mit Millionen von Nutzern aufbaue. "Bei einer Gesamtzahl von über 75 Milliarden hochgeladener Fotos wurden bisher nach Angaben von Facebook mehr als 450 Millionen Personen getaggt. Schätzungen zu Folge werden pro Sekunde mehr als 1000 Namens-Taggs eingetragen", erläutert Caspar. Die Risiken dieser Ansammlung biometrischer Daten seien groß. (anw)