Hersteller: "Plug-in"-Solaranlagen sind sicher!
Das Interesse an Mini-Solaranlagen alias "Guerilla-PV" wurde unter anderem durch den Film "Leben mit der Energiewende" angefacht, den man auch im Internet sehen kann. Die Hersteller der Anlagen wehren sich nun gegen Warnungen des VDE.
Am gestrigen Dienstag veröffentlichte der VDE Ratschläge zum Anschluss kleiner fotovoltaischer Anlagen, die zum simplen Anschluss via Schukostecker verkauft werden. Der VDE befürchtet Sicherheitsrisiken bei dieser Art der Einspeisung in "bestehende Endstromkreise". Wenig überraschend sehen das die Hersteller beziehungsweise Verkäufer solcher Anlagen anders.
Dazu gehört etwa die Sun Invention Ltd., welche auch eine Niederlassung im niedersächsischen Peine betreibt. "Plug & Save ist sicher", hält das Unternehmen dem VDE entgegen. So habe das Solarmodul Plug & Save Optimus beispielsweise erst vor kurzem alle messtechnischen Untersuchungen der Bundesnetzagentur bestanden. Doch Sun Invention empfiehlt darüber hinaus, den Leitungsschutzschalter für den Endstromkreis schwächer auszulegen, beispielsweise für einen Nennstrom von 6 Ampere. Dann könne es nicht mehr zu einer Überlastung von Kabeln kommen. Die kleineren Anlagen liefern höchstens etwa 250 Watt, also auf der 230-Volt-Seite nicht viel mehr als 1 A. Eine separate Einspeiseleitung mit speziellen Steckern hatte auch schon der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) ins Gespräch gebracht.
Der VDE hatte in seiner Warnung unter anderem auf die Norm DIN VDE 0100-551 verwiesen. Dazu Toralf Nitsch von Sun Invention: "Die DIN VDE ist keine Rechtsvorschrift, die den Betreibern der Plug & Save-Solarmodule etwas untersagen könnte". Etwas spitzfindig wirkt seine weitere Interpretation, was genau eine Stromerzeugungseinrichtung im Sinne der DIN VDE 0100-551 ist: "Es erfolgt durch die (...) Solarmodule keineswegs eine Verbindung einer Stromerzeugungseinrichtung im Sinne der DIN VDE 0100-551 mittels eines Steckers und einer Steckdose mit dem Stromkreis (...). Von der Stromerzeugungseinrichtung (Photovoltaikmodul) führen keine Kabel aus dem Produkt heraus, denn das Photovoltaikmodul ist innerhalb des Produkts mit der Batterie und dem Wechselrichter verbunden: Erst von dort wird das Kabel mit dem Stecker aus dem Produkt herausgeführt." Dieses Argument hatte Sun Invention bereits vor zirka drei Wochen veröffentlicht.
Das Unternehmen betont, dass alle verkauften Wechselrichter mit einer selbst wirkenden Freischaltstelle (ENS) ausgerüstet sind, die verhindert, dass das Gerät bei einem Abschalten oder Ausfall des Stromnetzes weiter Strom liefert (PDF-Datei). Außerdem verkauft die Firma Zusatzgeräte, welche die Norm VDE 4105 erfüllen, aber diese zielt nach Meinung von Toralf Nitsch auf viel größere Solaranlagen: "Tatsache ist, dass wir Normen und Regelungen einhalten sollen, die niemals für Mini-PV-Anlagen gemacht und gedacht waren". Seine Firma arbeite mit Hochdruck an besseren technischen Vorschriften für diese Produktkategorie.
Der Konkurrent Minijoule aus Reußenköge räumt auf seiner Webseite ein: "Das bedeutet für das miniJOULE, dass sich der Anschluss in einer 'Grauzone' bewegt. Keiner verbietet es offiziell und keiner erlaubt es offiziell." Nach Auskunft des Zentralverbands der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) läuft aber zurzeit ein Gerichtsverfahren am Landgericht München II, bei dem es um den Vertrieb solcher Anlagen geht.
Das Interesse an den Mini-Solaranlagen alias "Guerilla-PV" wurde unter anderem durch den Film "Leben mit der Energiewende" angefacht, den man auch im Internet sehen kann. Die Webseite erklärt ausdrücklich, dass der Film durch mehrere Lizenznehmer finanziert wurde. Darunter ist die Firma Laudeley, die Sun-Invention-Produkte vertreibt; Holger Laudeley tritt auch im Film auf. Ein weiterer Lizenznehmer ist die Initiative Watt 2.0, deren erster Vorsitzender Ove Petersen zu den Geschäftsführern von Minijoule gehört. (ciw)