Jon-Postel-Preis für Vernetzung des Himalayas

Der Nepalese Mahabir Pun hat 175 Dörfer im Himalaya ans Internet angeschlossen. Dafür zeichnet ihn nun die Internet Engineering Task Force aus.

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Von
  • Monika Ermert

Seit 2002 hat Mahabir Pun, Gründer des Nepal Wireless Network, zusammen mit Freiwilligen aus seinem Heimatdorf im nepalesischen Rangi 175 Dörfer im unzugänglichen Gebirgsmassiv des Himalaya ans Internet angeschlossen. Mit Rechnern, die aus Ersatzteilen zusammengeschraubt wurden, mit solarbetriebenen Antennen, die erst manchmal sechs Tage weit in die Berge getragen werden mussten, hat er sich selbst einen Traum erfüllt und die digitale Kluft etwas verringert. Die Internet Society würdigte den Nepalesen, der sich selbst als "lebenslangen Freiwilligen" bezeichnete, jetzt mit dem Jon-Postel-Preis. Bereits im Mai nahm sie ihn in die Internet Hall of Fame auf.

Mahabir Pun

(Bild: nepalwireless.net )

Am Anfang stand der Wunsch, Computer nach Rangi zu bringen, rekapitulierte Pun seine bemerkenswerte Geschichte auf der Preisverleihung im Rahmen der 90. Internet Engineering Task Force (IETF) in Toronto. Doch schon dafür fehlte es dem Studienheimkehrer aus den USA an allem – den Geräten, dem Geld und der Elektrizität. Mit Hilfe gespendeter Ersatzteile, die Touristen auf seine Initiative zu ihrem Urlaub mit ins Land brachten, schraubte er zusammen mit seinen Schülern und Mitstreitern in dem Bergdorf die ersten Rechner zusammen.

Strom erzeugte eine Mini-Wasserkraft-Anlage, die Wanderer ihm nach ihrer Abreise überlassen hatten. "Nachdem wir die Computer hatten, wollte ich Rangi gerne ans Internet anschließen, aber das war gar nicht so einfach", berichtete Pun. Statt staatlicher Unterstützung für die Aufbauarbeit war Pun mit dem Einfuhrverbot für jegliche Funkkomponenten konfrontiert. "Mit Hilfe von Freunden aus den USA und Europa gelang es am Ende, die notwendigen Teile nach Nepal zu bringen – eigentlich müsste ich sagen, zu schmuggeln."

Hatte er am Anfang lediglich Rangi und eine Reihe weiterer Dörfer in der näheren Umgebung anschließen wollen, hörte der Strom von Anfragen aus anderen Dörfern nicht auf. Inzwischen erstreckt sich das Nepal Wireless Network über 15 Distrikte. Bis zu 25 weitere Dörfer kommen jedes Jahr hinzu, sagte Pun gegenüber heise online.

Von der Regierung gibt es nach wie vor keine Unterstützung, er habe danach aber auch nie gefragt. Viel Unterstützung kommt dagegen von Studierenden aus Nepal, seinen ehemaligen Schülern und zunehmend aus dem internationalen Ausland. Von der IETF gab es für Pun neben den 20.000 Dollar Preisgeld stehende Beifallsbekundungen.

Der Preis wird seit 1999 in Erinnerung an den 1998 verstorbenen Jon Postel vergeben, Mitbegründer der IETF und der ISOC und über Jahre der Hüter der Internet-Rootzone. (anw)