Journalistenverband zur Fotozensur: Facebook greift in Pressefreiheit ein

Nachdem Facebook ein Post der norwegischen Tageszeitung Aftenposten gelöscht hat, weil es historisches Foto mit einem nackten Mädchen enthält, meldet sich der Deutsche Journalistenverband zu Wort.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 103 Kommentare lesen
Journalistenverband zur Fotozensur: Facebook greift in Pressefreiheit ein

Dieses mit dem Pulitzer-Preis bedachte Foto hat Facebook gelöscht.

(Bild: Nick Ut)

Lesezeit: 1 Min.

Im Fall des von Facebook gelöschten Fotos aus dem Vietnamkrieg hat der Deutsche Journalisten-Verband das Online-Netzwerk deutlich kritisiert. Die Löschung sei inakzeptabel, heißt es in einer Mitteilung des DJV. Darin sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: "Man muss von Facebook so viel Medienkompetenz erwarten dürfen, dass eine Unterscheidung zwischen einem zeitgeschichtlichen Dokument und Kinderpornografie vorgenommen wird." Das gelte vor allem dann, wenn das Bild auf der Facebook-Seite einer renommierten Tageszeitung stehe.

"Welche Inhalte eine Zeitung veröffentlicht, muss die Entscheidung der Redaktion bleiben." Alles andere sei ein Eingriff in die Pressefreiheit. Facebook habe weder die Aufgabe noch die Kompetenz, medienethische Weichenstellungen vorzunehmen, meint Überall. Wenn Facebook die öffentliche Auseinandersetzung scheue, müssten vor allem diejenigen Verlage kritische Fragen stellen, die sich an dem Facebook-Projekt Instant Articles beteiligten. Dabei handelt es sich um ein Feature in Facebooks Mobil-Apps, das die Ladezeit von verlinkten Artikeln dramatisch verkürzen kann.

Der US-Konzern hatte zuvor auf der Facebook-Seite der größten norwegischen Zeitung Aftenposten das berühmte Foto gelöscht, auf dem ein kleines vietnamesisches Mädchen nach einer Napalm-Attacke nackt über eine Straße läuft. "Aftenposten" wirft dem Netzwerk Zensur und Machtmissbrauch vor und veröffentlichte am Freitag einen offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg. (mit Material der dpa) / (anw)