Musikdateien und physische Alben sind Ladenhüter in den USA

Der Verfall des Musikmarktes beschleunigt sich deutlich. Nur LP und Streams legen zu, was aber nicht viel Geld einbringt.

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Der Markt für Musikkonserven in den USA schrumpft presto. Daten von Nielsen Soundscan für das erste Halbjahr (bis 29. Juni) zeigen, dass nur On-Demand-Streams und LP-Verkäufe zulegen. Das zwar rasant, aber viel Geld bringt es nicht. Der LP-Markt ist klein, und ein Stream bringt jeweils nur den Bruchteil eines Cents. CD-Alben, digitale Alben (Musikdateien) und einzelne Musikdateien sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allesamt im zweistelligen Prozentbereich eingebrochen.

Im ersten Halbjahr des Vorjahres war der Abastz digitaler Alben noch deutlich gewachsen, während es bei einzelnen Musikdateien nur ein kleines Minus gegeben hatte. Und der Einbruch des CD-Markts hat sich im Jahresabstand noch einmal beschleunigt.

Anzahl der Verkäufe / Downloads / Streams
(in Millionen Stück)
1. HJ 2014 1. HJ 2013
CD-Alben 62,9 78,2 -19,6%
LP-Alben 4,0 2,9 +40,4%
Alben digital 53,8 60,8 -11,6%
Alben gesamt (inkl. Kassetten) 120,9 142,0 -14,9%
Musikdateien einzeln
593,6 682,2 -13%
Audiostreams On-Demand 33.653,5 22.415,6 +50,1%
Videostreams On-Demand 36.641,7 27.099,5 +35,2%
On-Demand-Streams gesamt 70.295,0 49.515,1 +42%

Wie schon im ersten Halbjahr 2013 konnte nur ein einziges physisches Album die Millionengrenze knacken: Damals war es Justin Timberlakes "20/20 Experience", diesmal ist es der Soundtrack zum Disney-Film "Frozen". Er ging knapp 1,7 Millionen mal in physisches Form über den Ladentisch. Im Unterschied zum Vergleichszeitraum 2013 kommt dahinter aber sehr lange gar nichts. Bei den digitalen Alben führt ebenfalls "Frozen" mit gerade einer Million lizenzierter Downloads.

Das meistverkaufte Album, welches keine Zusammenstellung von Werken verschiedener Künstler ist, landete bei den physischen Alben auf Platz 4: Eric Churchs "Outsiders" fand 373.000 mal einen Zahlungswilligen. Bei den digitalen Alben reichten 347.000 Kopien sogar für Platz 2 ("Beyonce" von nämlicher).

Das Cover der höchst ungewöhnlichen Langspielplatte "Lazaretto" von Jack White. Unter anderem spielt die A-Seite vom Zentrum nach außen.

(Bild: Third Man Records )

Topseller bei den Langspielplatten war Jack Whites "Lazaretto" mit 49.100 Stück. Hier haben Gimmicks geholfen: Dreht sich die Platte am Teller, werden zwei schwebende Engel sichtbar. Ein Hologramm macht's möglich. Auch sonst sind allerlei Spielereien eingebaut. Um alle Musikstücke korrekt abzuspielen, muss der Plattenspieler drei verschiedene Geschwindigkeiten beherrschen.

Bob Marley and the Wailers liegen mit einer Hit-Zusammenstellung übrigens auf Platz 6 dieser LP-Verkaufszahlen (13.000 Stück), unmittelbar dahinter rangieren die Beatles mit "Abbey Road" auf Platz 7 (12.600 Stück). Bei Audio- und Videostreams besetzt das Lied "Dark Horse" von Katy Perry (fest. Juicy J) den Spitzenplatz. Nielsen SoundScan zählte dafür rund 65,5 Millionen Audiostreams und rund 123 Millionen Videoabrufe.

Die meistverkaufte einzelne Datei lässt Pharrell Williams "Happy" ertönen (5,6 Millionen). In diesem Segment hilft möglicher Weise noch eine starke Radiopräsenz. Die von Nielsen BDS erfasste terrestrischen US-Radiosender haben nämlich keinen Song häufiger gespielt. Und die Plätze 2 und 3 in der Radio-Rotation verhalfen zu Rang 3 und 2 beim Absatz einzelner Dateien (John Legends "All of Me" und wiederum "Dark Horse").

(ds)