Spekulationen um MIPS-Verkauf
Angeblich sucht die Chip-Schmiede MIPS - ein ARM-Konkurrent - einen Käufer für sich selbst. AMD, Google oder den chinesischen Loongson-Entwicklern wird Interesse an einer Übernahme unterstellt.
Die 1981 unter anderem von John L. Hennessy, dem heutigen Präsidenten der Uni Stanford, mitbegründete Firma MIPS Technologies sucht angeblich einen Käufer für sich selbst. Ebenso wie die britische Entwicklerfirma ARM vergibt MIPS vorwiegend Lizenzen für den Einsatz von MIPS32- und MIPS64-Kernen in Systems-on-Chip (SoCs) anderer Unternehmen. MIPS-Cores stecken beispielsweise in vielen Controllern für Smart-TVs, aber auch in WLAN-Controllern oder in Netzwerkprozessoren. Bisher ist es MIPS aber trotzt Unterstützung etwa auch für Android nicht gelungen, ARM nennenswerte Marktanteile bei den Smartphone-SoCs abzujagen, auch wenn einige chinesische Billig-Tablets mit Ingenic-Prozessoren erhältlich sind: 1,8 Millionen Stück sollen davon bisher verkauft worden sein. ARM ist hingegen auch bei den Digital-TV-Controllern erfolgreich. Mit rund 82 Millionen US-Dollar (63 Millionen Euro) Umsatz im Geschäftsjahr 2011 und 162 Mitarbeitern (davon 95 Entwickler, Stand Mitte 2011) verfügt MIPS nur über einen Bruchteil der ARM-Ressourcen.
Vor einigen Tagen hatte Bloomberg.com gemeldet, MIPS suche nach einem Käufer. Peter Clarke von der EETimes erwägt, ob nicht möglicherweise die chinesischen Entwickler des Loongson-Prozessors oder auch des ShenWei an MIPS interessiert sein könnten – sie zahlen zurzeit für Lizenzen. Bei Bright Side of News heißt es hingegen, dass AMD möglicherweise MIPS kaufen wolle. Für diese Spekulation gibt es mehrere Ansätze: So sitzt der AMD64-Mitentwickler Fred Weber heute im Board of Directors von MIPS. Außerdem hatte AMD 2002 mit Alchemy einen MIPS-SoC-Spezialisten gekauft, aber schon nach vier Jahren im Umfeld der ATI-Überrnahme an Raza Microelectronics (RMI) weitergereicht. Dieser Deal blieb quasi in der Familie: RMI-CEO war damals Atiq Raza, bis 1999 COO von AMD. RMI wiederum verschmolz 2009 mit NetLogic – ebenfalls ein MIPS-Lizenznehmer, der seinerseits im Herbst 2011 von Broadcom übernommen wurde. Doch AMD hat ja etwa auch angekündigt, in Zukunft Kombi-Prozessoren mit heterogenen Architekturen (HSA) fertigen lassen zu wollen – möglicherweise passen das Know-how oder das Patent-Portfolio von MIPS in dieses Konzept. Letzteres wiederum könnte für Google als Munition im Mobilfunk-Patentstreit gegen Apple oder Microsoft attraktiv sein. Doch letztlich sind MIPS-Lizenzen außer für Broadcom, Ingenic, Qualcomm (Atheros) oder Realtek etwa auch für Cisco wichtig, sodass der Kreis der MIPS-Interessenten deutlich größer sein könnte. (ciw)