Studie: Die digitale Gesellschaft kommt in Deutschland nicht voran

Der Anteil der digitalen AuĂźenseiter verringerte sich gegenĂĽber dem Vorjahr nur um zwei Prozentpunkte und liegt immer noch bei 26 Prozent aller Internetnutzer. Dies ergab die dritte Studie zur digitalen Gesellschaft von D21.

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Der Anteil der "digitalen Außenseiter", für die Begriffe wie E-Mail oder Homepage noch böhmische Dörfer sind, verringerte sich hierzulande gegenüber dem Vorjahr nur um 2 Prozentpunkte und liegt immer noch bei 26 Prozent aller Internetnutzer. Dies ergab die dritte Studie (PDF-Datei) zur digitalen Gesellschaft in Deutschland, die die Initiative D21 am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Völlig unverändert geblieben sind die Gruppen der Gelegenheitsnutzer mit 28 Prozent und der Berufsnutzer mit 7 Prozent. Zusammen bilden alle drei Typen mit über 60 Prozent nach wie vor den Großteil der Bevölkerung ab, der mit den digitalen Medien wenig oder nicht souverän umgeht.

Für die repräsentative Befragung interviewte das Marktforschungsinstitut TNS Infratest Mitte Oktober erneut 1000 Menschen im Alter ab 14 Jahren telefonisch. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl derjenigen, die souverän und selbstverständlich mit den digitalen Medien umgehen können, um einen Prozentpunkt bei den "Trendnutzern" angewachsen; sie kommen nun auf 21 Prozent. Die teils verspielte "digitale Avantgarde" und die eher rationalen "Profis" verharren bei fünf beziehungsweise 12 Prozent.

Für Politik und Wirtschaft liefert die Analyse mit ihrer Beschreibung von sechs Nutzertypen digitaler Technik vor dem 6. Nationalen IT-Gipfel kommende Woche in München wenig erfreuliche Zahlen. "Die positive Entwicklung im letzten Jahr konnte nicht fortgesetzt werden", erklärte Robert A. Wieland, Geschäftsführer TNS Infratest und Mitglied des Gesamtvorstandes der Initiative D21. Wie auch 2010 habe das mobile Internet die Entwicklung wesentlich vorangetrieben. Im Vorjahr habe dieser Bereich hauptsächlich bei der "Avantgarde" eine große Rolle gespielt. Inzwischen habe sich die Entwicklung des Smartphone-Marktes selbst bei den "Außenseitern" positiv ausgewirkt.

Hoffnung setzt Wieland auf Tablet-Computer. 4 Prozent der Deutschen nutzten derzeit solche Geräte, weitere 7 Prozent planen innerhalb der nächsten zwölf Monate, sich ein Tablet anzuschaffen. Möglicherweise könne zumindest ein Teil der bislang "digital wenig Erreichten" mit den Tablets an die Welt der Bits und Bytes herangeführt werden, meint der Marktforscher. Tablet-Computer seien einfacher und intuitiver zu bedienen als ein PC, erledigten aber viele seiner klassischen Aufgaben.

Eine Sonderuntersuchung will mit dem Mythos ausräumen, dass Intensivnutzer kein "reales" Leben neben dem Bildschirm hätten. Demnach sind die "digital Souveränen" weit davon entfernt, ihre Freizeit nur vor dem Bildschirm zu verbringen. Naturgemäß surften sie zwar wesentlich häufiger im Internet als die digital wenig Erreichten. Sie seien aber gleichzeitig auch sportlich aktiver, gingen häufiger aus und musizierten auch öfter. Die "digital wenig Erreichten" verbrächten ihre Zeit zu Hause etwas mehr mit Fernsehen oder Lesen, seien aber auch häufiger beim Spazierengehen oder Wandern anzutreffen. Auch engagierten sie sich eher ehrenamtlich. Dies sei zum Teil auf Altersunterschiede zurückzuführen.

Drei Viertel der "Souveränen" sind der Studie zufolge derzeit bei mindestens einem sozialen Netzwerk registriert und dort zu 32 Prozent höchstens 15 Minuten online pro Tag. Bei den restlichen drei Typen nutzt ein Drittel diese Kommunikationsmöglichkeit, 47 Prozent davon unter einer Viertelstunde täglich. Dabei konzentrieren sich die Nutzer auf wenige Netzwerke, wobei Facebook mittlerweile vorn liegt. Insgesamt sind "Trendnutzer", "Profis" und "Avantgardisten" durchschnittlich täglich drei Stunden im Internet aktiv, "digital wenig Erreichte" eine Stunde. (anw)