Twitter-Aktie kracht: Schlechte Ergebnisse frĂĽh durchgesickert
Twitter-Aktien haben am Dienstag in kurzer Zeit mehr als ein Viertel an Wert verloren. Findige hatten Twitters Quartalszahlen frühzeitig aufgestöbert.
An der Börse herrscht Aufregung um Twitter: Die Quartalszahlen, die eigentlich erst nach Börsenschluss hätten veröffentlicht werden sollen, waren knapp eine Stunde früher durchgesickert. Sie sind enttäuschend ausgefallen. Die Aktie verlor mehr als ein Viertel an Wert und erholte sich davon nur leicht.
Das Unternehmen Selerity hatte die Ergebnisse frühzeitig auf Twitters Investoren-Website aufgespürt und auszugsweise veröffentlicht. Twitter verwies darauf, dass es diese Site nicht selbst betreibe. Das sei zum Börsenbetreiber NASDAQ ausgelagert.
Laut Forbes probiert Selerity diverse Adressen aus, die früheren Veröffentlichungen ähneln. Lautete ein URL beispielsweise foobar.com/ir/2014_Q1.htm, probiert Selerity ein Jahr später foobar.com/ir/2015_Q1.htm. Ist das Dokument dann bereits auf dem Server vorhanden, wird es gefunden, auch wenn die Seite noch nirgends verlinkt ist. Der gleiche Fehler ist übrigens Microsoft vor vier Jahren unterlaufen. Auch damals spürte Selerity die Ergebnisse frühzeitig auf, was den zahlenden Kunden der Firma einen Informationsvorsprung verschaffte. Im Falle Twitters reichte es wohl, eine Nummer hochzuzählen.
Börsenschmerz
Nach der ungeplanten Veröffentlichung am Dienstag sackte die Twitter-Aktie zunächst um sechs Prozent ab. Daraufhin wurde der Handel ausgesetzt. In dieser Zeit musste Twitter die Ergebnisse offiziell bekanntgeben. Zehn Minuten vor dem regulären Börsenschluss wurde der Handel mit Twitter-Aktien wieder aufgenommen.
Und dann krachte es richtig: Die Aktie verlor gegenüber dem Eröffnungskurs vom Vormittag mehr als 26 Prozent. Mit einem Minus von über 18 Prozent endete der reguläre Handel schließlich.
Die nackten Zahlen
Im ersten Quartal des Jahres hat Twitter mit 436 Millionen US-Dollar um 74 Prozent mehr umgesetzt, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit hat Twitter die selbst gemachte Vorhersage von 440 bis 450 Millionen Dollar verfehlt. Das von Twitter angebotene Direktmarketing brachte nicht so viel ein, wie das Management erwartet hatte. Das trifft das Unternehmen hart, erzielt es doch 89 Prozent seines Umsatzes mit Reklame.
Der Nettoverlust ist gestiegen, und zwar um rund 23 Prozent von 132,4 auf 162,4 Millionen Dollar. Die Zahl der sich in einem Monat wenigstens einmal auf Twitter betätigten Nutzer (Monthly Active Users, MAU) ist um 18 Prozent auf 302 Millionen gestiegen. Etwa vier Fünftel von ihnen nutzen Twitter auf einem mobilen Endgerät. (ds)