US-Wettbewerbsverfahren: Intel verteidigt sich

In einer Verteidigungsschrift gegen die Vorwürfe der US-Wettbewerbsbehörde FTC veröffentlicht Intel Zitate von AMD-Führungskräften – die Manager sollen sich angeblich abfällig über die eigenen Produkte geäußert haben.

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Mit harten Vorwürfen der US-amerikanischen Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) konfrontiert, veröffentlicht Intel entlastende Argumente. Laut einer auszugsweise veröffentlichten Verteidigungsschrift (PDF-Datei) soll etwa der ehemalige AMD-Vertriebschef Henri Richard 2004 gesagt haben, er "würde sicherlich niemals AMD[-Produkte] für ein privates System kaufen, wenn er nicht [für AMD] arbeiten würde". Intel zitiert auch seine intern geäußerte Aussage, "objektiv betrachtet würde niemand AMD[-Produkte] kaufen". Anscheinend waren damit vor allem Firmenkunden gemeint, denn Richard bemängelte weiter, dass AMD immer bloß Prozessoren und keine Plattformen verkaufe – bei Heimcomputern spielen solche Plattformen eine untergeordnete Rolle, während Intels dominante Stellung bei den Bürocomputern unter anderem auf das seit Jahren laufende Stable Image Platform Program (SIPP) zurückzuführen ist. Bei diesem Konzept kombiniert Intel bestimmte Prozessorversionen, Chipsätze (stets mit integrierter Grafik) und Zusatzkomponenten wie Netzwerkchips, für die ein bestimmter Funktionsumfang und eine etwas längere Lieferbarkeit zugesichert werden. Auch die 2003 gestartete Centrino-Plattform für Notebooks war sehr erfolgreich.

Anhand des von Intel gewählten Zitats lässt sich aber der Kontext nicht erkennen, im dem die Äußerung Richards stand. Ebenfalls 2004 hatte nämlich der damalige Intel-Vizechef Paul Otellini eine konsequente "Plattformierungsstrategie" verkündet – möglicherweise war die Äußerung von Richard darauf gemünzt. Ein Jahr später startete AMD jedenfalls eine eigene Corporate Stable Image Platform (CSIP), wiederum ein Jahr später hat AMD den Chipsatz- und Grafikchiphersteller ATI gekauft und kann seither x86/x64-Prozessoren, Chipsätze mit oder ohne integrierte Grafik, sowie Grafikchips aus einer Hand anbieten. Mittlerweile hat AMD auch den früheren Wahlspruch "Smarter Choice" (die klügere Wahl) in "The Future is Fusion" geändert, folgt also dem "Alles-aus-einer-Hand"-Konzept.

Intel versucht offenbar zu zeigen, dass nicht das eigene, von der FTC kritisierte Fehlverhalten den Geschäftserfolg von AMD beeinträchtigt hat, und nennt andere mögliche Ursachen. So soll Henri Richard etwa auch den schlechteren Ruf der Marke AMD beklagt haben. Auch soll der ehemalige AMD-Chairman (zu einem nicht veröffentlichten Zeitpunkt) Versäumnisse bei Mobilprozessoren festgestellt haben, obwohl man in seiner Firma wusste, dass die wachstumsstarke Mobiltechnik besonders wichtig ist. Schließlich thematisiert Intel auch die bei AMD immer wieder aufgetretenen Lieferschwierigkeiten und nennt ausdrücklich den Zeitraum Ende 2006 /Anfang 2007, nachdem AMD mit der Belieferung der Firma Dell begonnen hatte. Damals hatte Intel aber mit dem Core 2 Duo wieder ein attraktives Produkt im Angebot – viele der FTC-Vorwürfe gegen Intel betreffen vor allem den Zeitraum zwischen 1999 und 2005, obwohl die FTC – anders als etwa die EU – den Zeitraum nicht so genau eingrenzt.

In der Verteidigungsschrift widerspricht Intel noch zahlreichen weiteren Vorwürfen der FTC, so auch dem einer absichtlichen Benachteiligung von AMD-Prozessoren in Intel-Compilern. Dazu merkt Intel an, dass die FTC den Konzern fälschlicherweise so behandele, als sei dieser eine öffentliche Institution, die zu Hilfeleistungen gegenüber Mitbewerbern verpflichtet sei. Bei den Compilern habe Intel außerdem bloß einen geringen Marktanteil im einstelligen Prozentbereich. Zudem habe man manche Neuerungen von AMD-Prozessoren in die eigenen Compiler schon deshalb nicht einarbeiten können, weil man zum Zeitpunkt der Entwicklung der jeweiligen Compiler-Versionen noch gar keinen Zugriff darauf gehabt habe. Außerdem hätten es Intel-Compiler stets ermöglicht, Software so zu übersetzen, dass sie auf Nicht-Intel-Prozessoren schneller läuft als nach der Übersetzung mit Nicht-Intel-Compilern.

Intel weist auch andere Vorwürfe zurück, etwa die angebliche Benachteiligung der Firma Nvidia durch billigere Bündelangebote vom Atom-Prozessoren und Chipsätzen für Netbooks und billige Desktop-Rechner. Auch bei der Festlegung von Spezifikationen wie für USB 3.0 xHCI oder High Definition Content Protection (HDCP) habe man sich korrekt verhalten. (ciw)