Ukrainische Demonstranten bekommen ominöse SMS
In der Ukraine fordern Demonstranten den Rücktritt von Präsident Viktor Janukowitsch. Am Dienstag sollen sie laut Korrespondenten der "New York Times" eine Warn-SMS erhalten haben.
Während der Proteste in der Ukraine haben Demonstranten am Dienstag dieser Woche eine ominöse SMS auf ihr Handy bekommen mit der Botschaft: "Sehr geehrter Kunde, sie sind als Teilnehmer eines Aufruhrs registriert." Dokumentiert hat sie der Journalist Andrew Kramer, der für die New York Times von den Ereignissen in dem Land berichtet. Die SMS hatte keinen erkennbaren Absender.
In der Ukraine gelten seit vorigen Freitag neue Gesetze, die unter anderem das Recht auf friedliche Demonstrationen einschränken. Insofern kann die Botschaft als Warnung verstanden werden. In ihrem Weblog zitiert die New York Times Eva Galperin von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation, laut dem dies nicht die erste Gelegenheit war, zu der die ukrainische Regierung massenhaft Kurznachrichten verschickt hat. Falls diesmal nur jene die Botschaft erhalten haben, die an der Demonstration teilgenommen haben oder in ihrem Umfeld standen, sei es bislang die gezielteste Aktion.
Technisch gesehen ist eine solche Massenbenachrichtigung nichts besonderes. Während der Revolution in Ägypten hat die dortige Regierung sie genutzt, um regierungsfreundliche Botschaften verschicken zu lassen. Ägyptische Provider haben dagegen protestiert. In der Ukraine bestreiten allerdings die dortigen Mobilfunkanbieter, die SMS abgeschickt zu haben. Daher werde vermutet, es sei von Hackern oder ukrainischen Behörden eine provisorische Basisstation verwendet worden.
Lage angespannt
Unterdessen ist die Lage in der Hauptstadt Kiew angespannt. Bei 15 Grad Frost harrten weiter Tausende Demonstranten aus. Sie fordern den Rücktritt von Präsident Viktor Janukowitsch.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bot an, in dem Machtkonflikt zu vermitteln. Die prowestliche Opposition um Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko und andere Parlamentsabgeordnete wollten erneut mit Vertretern der ukrainischen Führung treffen, um über einen Ausweg aus der Krise zu beraten. Nach dem Tod von Demonstranten waren erste Gespräche mit Janukowitsch am Mittwoch ohne Ergebnis geblieben.
Die Opposition hatte den Präsidenten per Ultimatum aufgefordert, bis zum Donnerstagabend zurückzutreten. Ein solcher Schritt des Staatsoberhaupts galt allerdings als unwahrscheinlich. Beobachter erwarten eine lange und schwierige Krisenlösung in dem Land, das bis 1991 zur Sowjetunion gehörte. (mit Material der dpa) / (anw)