"Unsichtbares Personal": Arbeitsrechtler kritisieren Ungleichbehandlung im Silicon Valley

In US-amerikanischen IT-Unternehmen klafft eine große Gehaltslücke zwischen den offiziell beschäftigten IT-Fachkräften und jenen, die für sie kochen und den Betrieb instandhalten. Die meisten der Minderbezahlten sind Afro- und Lateinamerikaner.

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Offizielle Belegschaftsstatistiken von US-amerikanischen IT-Unternehmen weisen nur einen geringen Anteil an afro- und lateinamerikanischen Mitarbeitern aus. Bei Google etwa sind es 1 beziehungsweise 2 Prozent, bei Apple 6 und 7 Prozent und bei Facebook 1 und 3 Prozent. Das sind Zahlen aus den offiziellen Gehaltslisten der Unternehmen, während tatsächlich noch viel mehr Menschen für sie arbeiten – vor allem afro- und lateinamerikanische, aber für wesentlich weniger Geld. Das geht wiederum aus Zahlen hervor, die die Arbeitsrechtler der Organisation Working Partnerships USA (WPUSA) zusammengestellt haben. Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem "unsichtbaren Personal".

In den Unternehmen, die ihre Zahlen offengelegt haben, arbeiten nur wenige afro- und lateinamerikanische Mitarbeiter

(Bild: WPUSA)

Während auf den Gehaltslisten der Unternehmen meist nur IT-Fachkräfte und andere höher bezahlte Mitarbeiter stünden, arbeiteten diejenigen, die sie bekochen, oder haustechnische und andere Dienste leisten, meist für Subunternehmen, die von Google, Apple und Co. in Anspruch genommen werden. Von denjenigen, die für die Instandhaltung des Betriebs und des Firmengeländes arbeiten, sind 76 Prozent afro- und lateinamerikanischer Herkunft. Unter den Sicherheitskräften sind es noch 41 Prozent.

Zwischen der Kernbelegschaft der IT-Unternehmen und den Mitarbeitern der Subunternehmen klafft laut WPUSA eine riesige Gehaltslücke: So bekämen Softwareentwickler einen durchschnittlichen Stundenlohn von gut 60 US-Dollar, während Sicherheitsbedienstete und Gärtner auf etwa 14 US-Dollar und Hausmeister sowie Reinigungskräfte auf gut 11 US-Dollar kommen.

Darüber hinaus bekommen Beschäftigten der Subunternehmen nicht die gleichen Vergünstigungen wie jene, die direkt von den IT-Unternehmen bezahlt werden. Dazu zählt WPUSA bezahlte Krankheitstage, die 85 Prozent der Menschen mit Jobs im mathematischen oder computertechnischen Bereich beanspruchen können, aber nur maximal 45 Prozent der haustechnischen Angestellten.

WPUSA sieht eine offensichtliche Hürde für Afro- und Lateinamerikaner zu besser bezahlten Jobs. Zudem hätten sie oft nur Zugang zu minderbezahlten Arbeitsverträgen. In der Stadt San Jose im Silicon Valley gebe es daher unter den 357 größten Ballungszentren der USA die wenigsten mittelständischen Haushalte. 30 Prozent der Haushalte im Silicon Valley lebten unter dem Existenzminimum für vier Personen, von denen zwei für zusammen 19,36 US-Dollar pro Stunde volltags arbeiten.

Statistiken zur ihrer Belegschaft haben Facebook, Twitter, LinkedIn, Yahoo, Google und eBay herausgerückt. Apple-CEO Tim Cook soll sich laut WPUSA über sie bereits als enttäuscht geäußert haben. "Wir wissen, dass wir mehr tun können", wird er zitiert. (anw)