Virgin Galactic: Jungfernflug ins All "zu 90 Prozent" diesen Sommer

"Im September werden meine Familie und ich im All gewesen sein", sagt Richard Branson, Gründer von Virgin Galactic. Danach kommen zahlende Passagiere dran.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 62 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Virgin Galactic verkauft Fahrkarten ins All. 250.000 US-Dollar kostet ein Ticket. Tatsächlich ins All befördert hat das vom britischen Milliardär Richard Branson gegründete Unternehmen aber noch niemanden. Der für vergangene Weihnachten angekündigte Jungfernflug musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Vergangene Woche nannte Branson in einem Fernsehinterview den kommenden Sommer als neuen Termin.

Das Kontrollzentrum am Spaceport America samt Feuerwache.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Für Testflüge in der Atmosphäre hat Virgin Galactic eine Lizenz der US-Luftfahrtbehörde FAA. Dreimal wurde bisher Schallgeschwindigkeit überschritten. Aber an die Kármán-Linie, die als Grenze zum Weltall gilt, ist Virgin Galactic noch nicht herangekommen. "In weniger als einer Handvoll Monaten werden wir die Lizenz haben, tatsächlich damit zu beginnen, Menschen ins All zu schicken", kündigte Branson vergangene Woche in einem TV-Interview mit dem US-Sender Fusion an, "Und dann werden wir damit beginnen, Menschen ins All zu schicken."

Wann? "Es ist Rocket Science. Nichts ist garantiert. Wir hatten Schwierigkeiten. Die NASA hatte auch Schwierigkeiten, als sie ihre ersten Raumschiffe gebaut hat", sagte Branson, "Ich bin ziemlich überzeugt, dass in diesem Sommer ein großes, neues Raumschiff ins All fliegen wird. Und dann, im September, werden meine Familie und ich im Weltraum gewesen sein. Ich bin zu 90 Prozent überzeugt, dass das geschehen wird."

Branson hatte schon lange angekündigt, dass der erste Flug für ihn und seine erwachsenen Kinder reserviert ist. Damit würde er nicht nur sich selbst einen Traum erfüllen, sondern auch sein Vertrauen in die Sicherheit des Flugs demonstrieren. Etwa 680 Tickets soll die Firma inzwischen verkauft und dafür Anzahlungen von insgesamt 80 Millionen Dollar eingenommen haben. Virgin Galactic ist ein Joint Venture von Bransons Virgin Group und dem staatlichen Investmentfonds Aabar Investments PJS des Emirats Abu Dhabi.

Die bisherigen Experimente führte Virgin Galactic in der Mojave-Wüste in Kalifornien durch. Der Flugbetrieb mit Passagieren soll allerdings vom Spaceport America in Neu Mexiko aufgenommen werden. Er liegt in einer fast menschenleeren Region am Jornado del Muerto in der Chihuaha-Wüste und wurde ausschließlich für Flüge in den Weltraum errichtet. Über 200 Millionen US-Dollar hat sich das der Staat New Mexico, dem die Anlage gehört, kosten lassen. Bei nur etwa zwei Millionen Einwohnern ist das eine mutige Investition.

Virgin Galactic hat am Spaceport das größte Gebäude gemietet und zahlt dafür eine Million Dollar Miete pro Jahr. Andere Firmen haben ein paar Raketenstarts geprobt, und es gibt Führungen für Touristen. Sonst tut sich noch nicht viel.

Im zehnten Jahr nach Projektstart macht das manche Politiker nervös. Sie wollen Betriebsamkeit und Einnahmen sehen. Die beantragte Million für ein Besucherzentrum hat das nur einmal im Jahr tagende Parlament des Bundesstaates nicht genehmigt. Nun soll für ein Zehntel des Budgets ein bestehender Hangar aufbereitet werden.

Immerhin konnte das Geld für den Bau einer zweiten Zufahrtsstraße zum Spaceport aufgestellt werden. Sie wird die Anfahrtszeit aus südlicher Richtung deutlich reduzieren. Aber wenn dann nicht bald Leben in die Bude kommt, wird es eng für den Spaceport America. (ds)