Yahoo wächst in Amerika und verliert anderswo

Die Erwartungen an Marissa Mayer sind hoch: Die einstige Google-Starmanagerin soll den kleineren Rivalen Yahoo wieder auf Vordermann bringen. Das braucht Zeit, wie sich zeigt, derzeit tritt Yahoo auf der Stelle.

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Wunder kann auch die neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer nicht vollbringen: Der angeschlagene US-Internetkonzern kommt unter dem Druck großer Rivalen wie Google und Facebook einfach nicht vom Fleck. Das Geschäft stagnierte im dritten Quartal. Der Gewinn sprang aus dem Rahmen. Grund war der milliardenschwere Verkauf eines Anteils am chinesischen Internetunternehmen Alibaba.

Der Umsatz lag nahezu unverändert zum Vorjahreszeitraum bei rund 1,2 Milliarden Dollar. Der erzielte Umsatz liegt ein Prozent unter dem Wert des dritten Quartals 2011. Da aber weniger an Werbepartner weitergereicht wurde ('Traffic Acquisition Costs", TAC), ist der verbleibende Umsatz um zwei Prozent auf 1,089 Milliarden US-Dollar (835 Millionen Euro) gewachsen. Auffallend ist die geographische Verteilung der Geschäftsentwicklung: Während das Geschäft in der Amerika-Region (Nord-, Mittel- und Südamerika, Karibik und weitere Inseln) zulegt, geht es im Rest der Welt bergab. Der Europa-Anteil hat kaum noch Gewicht.

Die seit Juli amtierende Mayer sprach am Firmensitz im kalifornischen Sunnyvale von einem "soliden Quartal". Sie sieht Yahoo auf dem richtigen Weg: "Wir fühlen uns ermutigt durch die Stabilisierung unseres Geschäft bei der Internetsuche und den grafischen Werbeanzeigen."

Es war Mayers zweite Bilanzvorlage. Zur ersten war sie gerade mal ein paar Tage im Amt. Immerhin konnte sie nun einen stolzen Gewinn von 3,16 Milliarden Dollar (2,42 Milliarden Euro) verkünden. Das war mehr als zehnmal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Yahoo hatte die Hälfte seiner Anteile an Alibaba versilbert und zusätzlich eine gut dotierte Lizenzvereinbarung abgeschlossen. Der Geschäftsgewinn ist um ein Siebtel auf 152 Millionen Dollar (116 Millionen Euro) abgerutscht – und damit relativ gesehen stärker gefallen als der Personalstand. Yahoo hatte sich in den verstrichenen zwölf Monaten von jedem achten Mitarbeiter getrennt.

Regional betrachtet ist der Umsatz nach Abzug der TAC in der Amerika-Region von 754 Millionen auf 802 Millionen US-Dollar deutlich gestiegen. Asia-Pazifik trug 207 Millionen US-Dollar bei (nach 222 Millionen im 3. Quartal des Vorjahres). Europa, der Nahe Osten und Afrika bringen zusammen den bescheidenen Rest von 79 Millionen US-Dollar auf (nach 96 Millionen im dritten Quartal 2011). Das sind gerade 7,25 Prozent der Gesamtsumme.

Mit Internet-Suchen setzt Yahoo ein gutes Stück mehr um, als noch vor einem Jahr. Werbeeinblendungen werfen nur geringfügig mehr ab, sonstige Umsätze sind zurückgegangen.

Eine der ersten öffentlich sichtbaren Umbauten am Unternehmen nahm Mayer in der vergangenen Woche vor: Yahoo kündigte an, sich nach 15 Jahren aus Südkorea zurückzuziehen. Lokale Konkurrenten hatten dem US-Unternehmen das Leben schwer gemacht. Mayer will sich allgemein auf profitable Bereiche konzentrieren. Wohin die weitere Reise genau gehen soll, ist aber bislang offen.

Für mögliche Zukäufe will Mayer das Geld jedenfalls mit Bedacht einsetzen – sie denke an Übernahmen zum Preis von weniger als 100 Millionen Dollar, sagte die Yahoo-Chefin in einer Telefonkonferenz. An der Kooperation mit Microsoft im Suchmaschinen-Geschäft soll trotz Schwierigkeiten festgehalten werden. Das mobile Werbegeschäft auf Smartphones und Tablets werde zu einer zentralen Priorität. Yahoo mit den vielen verschiedenen Diensten sei ihr "wie auf den Leib geschneidert", erklärte Mayer.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.
2/08 1798 Mio.
(1346 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/08 1787 Mio.
(1325 Mio. ohne TAC)
54 Mio.
4/08 1806 Mio.
(1375 Mio. ohne TAC)
-303 Mio.
1/09 1580 Mio.
(1156 Mio. ohne TAC)
118 Mio.
2/09 1571 Mio.
(1136 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/09 1575 Mio.
(1131 Mio. ohne TAC)
186 Mio.
4/09 1732 Mio.
(1258 Mio. ohne TAC)
153 Mio.
1/10 1597 Mio.
(1130 Mio. ohne TAC)
310 Mio.
2/10 1601 Mio.
(1128 Mio. ohne TAC)
216 Mio.
3/10 1601 Mio.
(1125 Mio. ohne TAC)
396 Mio.
4/10 1525 Mio.
(1205 Mio. ohne TAC)
312 Mio.
1/11 1214 Mio. 223 Mio.
2/11 1229 Mio.
(1076 Mio. ohne TAC)
238 Mio.
3/11 1216 Mio.
(1072 Mio. ohne TAC)
293 Mio.
4/11 1324 Mio.
(1169 Mio. ohne TAC)
296 Mio.
1/12 1221 Mio.
(1077 Mio. ohne TAC)
286 Mio.
2/12 1218 Mio.
(1081 Mio. ohne TAC)
228 Mio.
3/12 1202 Mio.
(1089 Mio. ohne TAC)
3160 Mio.
(152 Mio.*)
TAC (Traffic Acquisition Costs):
Die an Partnerunternehmen weitergereichten Umsätze.

* operativer Gewinn, Nettogewinn enthält hohe Erlöse aus dem Verkauf der Alibaba-Anteile

(anw)