Abkehr vom Open-Source-Ansatz? – Die Diskussion um MongoDB und Redis

Seite 3: Fazit

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Die Open-Source-Community kommt in Zeiten von Cloud- und insbesondere Serverless Computing nicht drumherum, Fälle wie Redis und MongoDB zu diskutieren. Die beiden Entwickler haben lizenzvertragliche Ansätze für das Dilemma "kommerzieller Open-Source-Entwickler" vorgelegt, die sich von insbesondere Cloud-Anbietern ausgenutzt fühlen. Redis wählt hierfür eindeutig den Open-Core-Ansatz, während MongoDB nach eigener Aussage "nur eine Bedingung" (condition) für die Nutzung beziehungsweise Ausführbarkeit künftiger Versionen der Datenbank "as a Service" aufstellt, nicht jedoch eine Einschränkung (restriction).

Es zeichnet sich ein Richtungsstreit ab, der nicht kurzfristig entschieden sein dürfte. Kritiker befürchten, dass immer mehr Entwickler nicht mehr auf bekannte Lizenzmodelle, wie etwa (A)GPL oder BSD zurückgreifen, sondern wie Redis und MongoDB ihre eigenen Lizenzen aufsetzen. Bis diese jeweils in die bekannten OS-Kriterien eingestuft sind, vergeht einige Zeit.

Problematisch ist die mit neuen OS-Lizenzmodellen einhergehende Konfusion auf dem Markt. Unternehmen mit einer Open-Source-Richtlinie stehen etwa vor der Aufgabe, neuartige Lizenzmodelle für sich zu bewerten und können nicht mehr ohne Weiteres auf ihre bisherigen Richtlinien zugreifen. Andererseits müssen auch Lizenzbedingungen für proprietäre Produkte stets auf deren Vereinbarung mit den unternehmerischen Anforderungen überprüft werden.

Die Auswirkungen der Entscheidungen von Redis und MongoDB sind noch nicht absehbar. Die schärferen Kritiker argumentieren im Sinne von "wehret den Anfängen" und befürchten eine Erosion des Open-Source-Ansatzes. Das erklärt ihre teils scharfe und polemische Argumentation. Andererseits müssen sich auch die Verfechter der etablierten Lizenzmodelle – seien es restriktive oder weniger restriktive – die Frage stellen, ob diese Lizenzmodelle angesichts des Wandels hin zu Cloud Computing noch zeitgemäß sind. Der Richtungsstreit dürfte noch eine Weile offen diskutiert werden. Sein Ausgang ist jedenfalls offen.

Tobias Haar, LL.M. (Rechtsinformatik), LL.M.,
ist Rechtsanwalt bei Vogel & Partner in Karlsruhe. Er beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit IT-rechtlichen Fragestellungen, veröffentlicht regelmäßig in der iX und hält Vorträge, unter anderem zu Aspekten im Bereich Open Source.
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