Der Feierabend ist ein Auslaufmodell

Flexible Arbeitszeiten sind für die meisten Arbeitnehmer inzwischen ein Muss. Die Mehrheit ist auch am Wochenende und in ihrer Freizeit für Kunden, Kollegen und Chefs erreichbar.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

"Mehr Work, weniger Life, keine Balance", so lassen sich die Ergebnisse der repräsentativen Studie, die das Forsa-Institut im Auftrag der Versicherung CosmosDirekt durchgeführt hat, zusammenfassen. Denn "flexible Arbeitszeiten" sind für die Mehrheit der Arbeitnehmer längst Realität, allerdings keinesfalls im positiven Sinne. So sind 52 Prozent der Berufstätigen inzwischen auch in ihrer Freizeit, am Wochenende oder sogar im Urlaub für Kunden, Kollegen und Chefs erreichbar. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen nicht nur, sie existieren bei der Mehrheit der Angestellten schon gar nicht mehr.

Interessant ist dabei aber auch der Wandel, der sich in den Köpfen der Berufstätigen vollzogen hat. Den Eingriff in die Privatsphäre empfinden wir nämlich schon als völlig normal und erkennen ihn gar nicht mehr als solchen. Der Umfrage zur Folge sagt nur noch jeder dritte Arbeitnehmer, dass er sich eine klarere Trennung zwischen Beruf und Privatleben wünscht. Wenn der Chef anruft, gehen aber auch diese Befragten nach Feierabend ans Telefon. Tatsächlich sehen es 68 Prozent der Befragten als normal an, sich auch außerhalb der Bürozeiten um berufliche E-Mails zu kümmern oder am Abend noch das eine oder andere dienstliche Telefonat zu führen.

Offiziell haben aber nicht einmal die Hälfte der Arbeitnehmer "flexible Arbeitszeiten": 45 Prozent dürfen sich ihre Arbeit mit dem Segen des Chefs innerhalb bestimmter Zeitfenster selbst einteilen, 15 Prozent sind in ihrer Arbeitszeitgestaltung komplett frei.

Die Flexibilität lässt die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit weiter verschwimmen, mit den dazugehörigen Nachteilen. Nur noch 40 Prozent der befragten Arbeitnehmer empfinden ihre Work-Life-Balance als ausgeglichen, bei 35 Prozent überwiegt die Arbeit leicht, bei neun weiteren Prozent sogar stark. Männer sitzen dabei besonders oft in der Arbeitsfalle. Nur 35 Prozent von ihnen empfinden Job und Freizeit als ausgeglichen, bei Frauen sind es 47 Prozent. (gs)
(masi)