Lieber mehr arbeiten und weniger pendeln

Ob im Büro oder im Homeoffice: Der Arbeitnehmer von heute ist umweltbewusst und engagiert. So jedenfalls das Fazit zwei aktueller Umfragen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsplatzmodelle wünschen sich fast alle Arbeitnehmer. In Deutschland wäre sogar ein Drittel der Berufstätigen bereit, mehr zu arbeiten, wenn sie im Gegenzug dafür ihre Pendelzeiten verkürzen könnten. Lieber eine Stunde mehr im Homeoffice als im Stau, lautet hier die Devise, eigentlich nicht weiter verwunderlich. Doch damit rangieren die deutschen Arbeitnehmer im internationalen Vergleich nur auf dem letzten Platz: In Frankreich, China und Indien würden nämlich über 60 Prozent der Berufstätigen lieber mehr arbeiten und weniger pendeln. Das ist das Ergebnis einer Regus-Umfrage unter 16.000 Arbeitnehmern aus 80 Nationen.

Tatsächlich sind zumindest die deutschen Arbeitnehmer, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit unterwegs sind, schon in dieser Zeit für ihren Arbeitgeber aktiv: 53 Prozent der Befragten nutzen die Zeit in Bus und Bahn, um E-Mails zu lesen und zu beantworten. 46 Prozent führen schon die ersten Telefongespräche und 42 Prozent planen ihre Aktivitäten für den Arbeitstag. Noch lieber würden die befragten Arbeitnehmer aber von Zuhause aus arbeiten und die eingesparte Zeit für sich nutzen: 66 würden gerne mehr Zeit mit dem Partner oder der Familie verbringen, 61 Prozent mehr für die eigene Fitness tun und 55 Prozent öfter Freunde treffen. 45 Prozent könnten das auch schon tun, denn ihre Arbeitgeber praktizieren bereits flexible Arbeitsmodelle und erlauben ihren Mitarbeitern die halbe Woche oder mehr von Zuhause aus zu arbeiten.

Was die Studie allerdings nicht anspricht, sind die Schattenseiten dieser Flexibilität. Denn wie andere Studien zeigen, haben immer mehr Arbeitnehmer das Gefühl, permanent für Kunden oder Vorgesetzte erreichbar sein zu müssen. Statt die gesparte Zeit in die privaten Beziehungen einzuzahlen, wird die Flexibilität zur Belastung, weil die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben noch mehr verschwimmen. Ein echter Gewinn sind die neuen Arbeitsmodelle also nur für die, die es auch im Home-Office schaffen, feste Bürozeiten einzurichten.

Immerhin: Auf den täglichen Stau zu verzichten, schont die Umwelt. In punkto Energiesparmaßnahmen sind die deutschen Arbeitnehmer ohnehin vorbildlich, wie eine andere Umfrage von Regus zeigt. Demnach schalten 78 Prozent der Befragten das Licht aus, wenn sie nicht mehr im Büro sind, 61 Prozent werfen überflüssige Ausdrucke nicht weg, sondern nutzen sie als Schmierpapier. Das Umweltbewusstsein wird von den Unternehmen selbst ebenfalls vorangetrieben: 67 Prozent betreiben in ihrer Firma Mülltrennung, 65 Prozent verwenden bewusst energiesparende Flachbildschirme. Bei mehr als der Hälfte können Heizung und Klimaanlage für jedes Büro individuell eingestellt werden. (gs)
(masi)