Der Job macht selten glücklich

Glück im Job zahlt sich aus, ist aber selten zu finden. Obwohl der Wohlfühlfaktor am Arbeitsplatz einen klaren Wettbewerbsvorteil bringt, gelingt nur wenigen Unternehmen die Umsetzung.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wer von einer beruflichen Karriere träumt, könnte enttäuscht sein, wenn er endlich am Ziel angekommen ist. Denn wie eine aktuelle StepStone-Umfrage zeigt, mach der Job auch in besseren Positionen nur selten glücklich. Dass die Glückshormone im Büro ausbleiben, hat meist mit der dort vorherrschenden Atmosphäre zu tun. So bewerten deutsche Fach- und Führungskräfte ihr Glück im Job sogar als deutlich unterdurchschnittlich. 55 Prozent von ihnen stellen ihrem Glücksempfinden im Beruf nur mäßige oder sogar sehr schlechte Noten aus.

Das ist nicht nur ein Armutszeugnis für die Arbeitgeber, sondern hat auch wirtschaftliche Folgen. Denn wie andere Studien längst gezeigt haben, arbeiten zufriedene und glückliche Arbeitnehmer deutlich besser, sind seltener krank und besonders produktiv. In der Folge erzielen ihre Arbeitgeber auch höhere Gewinne. Außerdem sind Unternehmen, die ein echtes Wohlfühlgefühl bei ihren Mitarbeitern erreichen, automatisch attraktiver für begehrte Bewerber, denn das gute Klima spricht sich rum. Das schlechte natürlich auch. 80 Prozent der glücklichen Mitarbeiter würden ihr Unternehmen weiterempfehlen. Bei den weniger glücklichen würden das nur 20 Prozent freiwillig tun.

Insgesamt wurden im Rahmen der Studie "Glück am Arbeitsplatz" 13.000 Mitarbeiter und mehr als 1.000 Unternehmen aus sieben europäischen Ländern befragt. Und wie sich zeigt, sind Deutsche im Europavergleich am Arbeitsplatz eher unglücklich:Sie bewerten ihr Arbeitsglück auf einer Skala von 1 bis 10 mit 5,1 und liegen damit unter dem europäischen Durchschnitt (5,5).

Das Glück im Job (9 Bilder)

(Bild: Stepstone)

Immerhin: privat scheint es bei den hiesigen Fach- und Führungskräften noch zu stimmen, denn ihr Glück im Privatleben bewerten sie im Durchschnitt mit 6,4. Der europäische Mittelwert ist mit 6,3 geringfügig schlechter. Wahrscheinlich würden die deutschen Arbeitnehmer ihr Privatleben sogar noch besser beurteilen, wenn der negative Einfluss des Jobs nicht wäre. Bei 87 Prozent wirkt er sich laut Umfrage auch auf das Privatleben aus, bei nur 27 Prozent in positiver Weise.

Die Studie stellte auch die Frage, was Mitarbeiter im Job denn glücklich machen würde. Neben dem Klassiker, der gerechten Vergütung, sind gehören auch noch respektvoller Umgang miteinander, interessante Tätigkeit, gutes Betriebsklima, faire und offene Unternehmenskultur, Anerkennung für die geleistete Arbeit, sich selbst treu bleiben dürfen, gute Work-Life-Balance, gute Beziehung zu den Kollegen und eine gute Arbeitsausstattung zu den Top-Ten.

Klingt anspruchsvoll, ist für die meisten Unternehmen aber kein Problem. Jedenfalls, glauben sie das. Denn danach befragt, wie glücklich ihre Mitarbeiter wohl sind, nahmen die Arbeitgeber eine durchschnittliche Note von 7,1 an (zur Erinnerung: tatsächlich liegt der Wert bei 5,1). Tatsächlich haben die Chefs in der Regel keine Ahnung, was ihre Mitarbeiter tatsächlich empfinden: Nur ein Drittel der befragten Unternehmen analysiert Indikatoren wie Fehlzeiten und Leistungsniveaus, noch weniger Arbeitgeber erforschen Gründe für den Weggang von Mitarbeitern. (gs)
(masi)