Dickes Plus bei Aufträgen und Umsätzen

Die Stimmung im Mittelstand ist rekordverdächtig gut: Kleine und mittelständische Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Ein Ende des Aufschwungs ist nicht in Sicht.

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Von
  • Marzena Sicking

Im Mittelstand ist die Stimmung so gut, wie schon lange nicht mehr. Die Auftragsbücher sind voll, die Umsätze steigen und die Insolvenzen gehen weiter zurück.

So bezeichnet in einer aktuellen Umfrage der Creditreform unter 4300 kleinen und mittelständischen Firmen mehr als die Hälfte der befragten Manager (53,0 Prozent) die aktuelle Geschäftslage als "sehr gut" oder "gut". Im Vorjahr sahen nur 34,3 Prozent der Befragten die Lage so positiv. Die Noten "mangelhaft" oder "ungenügend" werden nur noch von 3,8 Prozent der Befragten vergeben – ein rekordverdächtiger Tiefstand. Im Frühjahr 2010 lag die Zahl der Pessimisten noch bei 10,8 Prozent. Laut Creditreform erreicht das "Stimmungsbarometer des Mittelstandes", bei dem ein Saldo aus positiven und negativen Bewertungen gebildet wird, den Rekordwert von 49,2 Punkten (Vorjahr: 23,5 Punkte).

Kein Wunder, stehen die Zeichen doch klar auf Wachstum: Jeder dritte Unternehmer meldet einen Zuwachs seines Auftragsbestandes, ebensoviele haben im Vergleich zum vergangenen Herbst deutliche Umsatzzuwächse zu verbuchen. Allerdings herrscht nicht überall eitler Sonnenschein: ein Siebtel der Befragten berichtet, dass ihr Unternehmen trotz des allgemeinen Aufschwungs in den vergangenen Monaten erneut Auftragsrückgänge hinnehmen musste. 19,5 Prozent klagen über Umsatzrückgänge. Laut Creditreform sei das trotzdem ein positives Zeichen, denn damit überwiege zum ersten Mal in einer Creditreform-Frühjahrsbefragung der Anteil der Unternehmen, die ein Umsatzplus erwirtschafteten. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Unternehmen mit Umsatzzuwächsen findet sich im Verarbeitenden Gewerbe (43,5 Prozent) sowie im Handel (35,3 Prozent).

Der Wirtschaftsaufschwung wirkt sich auch auf die Personalplanung aus: jedes vierte mittelständische Unternehmen (24,3 Prozent) hat im Verlaufe der vergangenen sechs Monate bereits zusätzliches Personal eingestellt. Knapp zwei Drittel der Unternehmen (63,6 Prozent) hielten die Belegschaftsgröße unverändert. Jeder Neunte (11,1 Prozent) musste allerdings trotz wirtschaftlichen Aufschwungs im Markt Entlassungen vornehmen. Wer sich neue Kräfte ins Boot holt, hat keine Angst mehr vor einer langfristigen Bindung: neu eingestellt werden vorwiegend Vollzeitkräfte (76,6 Prozent der Befragten). Flexible Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit- und Mini-Jobs spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Die positive Stimmung dürfte den Arbeitsmarkt weiter beleben: Ein Viertel der mittelständischen Unternehmen (25,1 Prozent) möchte in den kommenden Monaten die Beschäftigtenzahl jedenfalls weiter aufstocken (Vorjahr: 18,2 Prozent).

Bei einer so positiven Entwicklung scheint die Zukunft den meisten Befragten denn auch gerade sehr rosig: 43,9 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden Monaten mit einem weiteren Umsatzanstieg – im vergangenen Frühjahr lag dieser Wert bei 31,0 Prozent. Gleichzeitig sind deutlich weniger Betriebe pessimistisch im Hinblick auf die weitere Umsatzentwicklung. Vor einem Jahr befürchteten 17,5 Prozent der befragten Unternehmen ein Umsatzminus, in diesem Frühjahr sind es nur 7,1 Prozent.

Einen positiven Trend meldet auch die Bürgel Wirtschaftsauskunftei, die eine monatliche Insolvenzstatistik herausgibt. Bereits im Januar war die Zahl der Firmenpleiten rückläufig, dies setzte sich auch im Februar 2011 weiter fort. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde bei den Firmeninsolvenzen demnach ein Rückgang um 19,8 Prozent registriert (2010: 2896; 2011: 2322). Den stärksten Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnet Berlin mit einem deutlichen Minus von 44,1 Prozent. Ebenfalls stark sinkend sind die Fallzahlen in Nordrhein-Westfalen (minus 38,8 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (26,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (25,6 Prozent). Am stärksten angestiegen sind die Insolvenzen in Niedersachsen mit einem Plus von 14,2 Prozent. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)