Mittelstandsbarometer: akute Probleme bei der Stellenbesetzung

Wie eine aktuelle Ernst & Young-Umfrage zeigt, hält der Aufschwung im Mittelstand an. Viele Firmen wollen mehr Mitarbeiter einstellen und stärker investieren. Allerdings haben drei von vier Unternehmen Probleme freie Stellen zu besetzen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

(Bild: Ernst & Young)

Der deutsche Mittelstand befindet sich weiterhin im Aufwind: 92 Prozent der Mittelständler sind mit der aktuellen Geschäftslage "zufrieden", jeder zweite bezeichnet sie sogar als "uneingeschränkt gut". 52 Prozent der bereits so positiv gestimmten Unternehmer erwarten sogar noch eine weitere Verbesserung der Geschäftslage, so das Ergebnis einer aktuellen Ernst & Young-Umfrage unter 3000 mittelständischen Firmen. Der Anteil der Befragten, die eine weitere Verbesserung ihrer Geschäftslage erwarten, steigt im Vergleich zum Juli 2010 von 43 auf 52 Prozent. 61 Prozent der Unternehmer erwarten auch eine weitere Verbesserung der Gesamt-Wirtschaftslage in Deutschland (Juli 2010: 59 Prozent) – einen Abschwung bezeichnen nur noch sechs Prozent der Befragten als wahrscheinlich. Eine Verschlechterung der eigenen Situation erwarten nach wie vor nur fünf Prozent. So gute Werte verzeichnete das "Mittelstandsbarometer" zuletzt 2007.

Kein Wunder also, dass man sich wieder an den Ausbau der Personaldecke wagt. Nur noch sechs Prozent der Unternehmen wollen im kommenden Halbjahr die Zahl der Beschäftigten reduzieren, der Anteil der Unternehmen, die zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, liegt hingegen inzwischen bei 27 Prozent. Besonders im Norden und der Mitte Deutschlands wollen die Mittelständler in den kommenden Monaten kräftig Personal einstellen: In Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen sollen die Belegschaften am stärksten wachsen. Aber auch in Baden-Württemberg und Bayern wollen überdurchschnittlich viele Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Allerdings wäre es wohl besser gewesen, die Mitarbeiter erst gar nicht zu entlassen, denn nun sind sie weg: Drei von vier mittelständischen Unternehmen hatten nach eigenen Angaben schon Schwierigkeiten, neue Leute zu finden. Jeder neunte bezeichnet es sogar als sehr schwierig, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden – und eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht: Die Mehrheit der deutschen Mittelständler (64 Prozent) erwartet, dass es in den kommenden drei Jahren (noch) schwieriger wird, geeignete Fach- und Führungskräfte zu finden.

Der Fachkräftemangel hat auch negative Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung: Jeder zweite fürchtet mangels Personal Aufträge ablehnen zu müssen. 15 Prozent der befragten Unternehmen prognostizieren sogar erhebliche Einbußen von mehr als fünf Prozent. Insgesamt drohen dem Mittelstand dadurch hochgerechnet Umsatzeinbußen bis zu 30 Milliarden Euro jährlich. Besonders stark betroffen ist der Mittelstand in Nordrhein-Westfalen mit einem "entgangenen" Umsatz von 8,4 Milliarden Euro, gefolgt von Bayern (6,6 Milliarden Euro) und Baden-Württemberg (3,5 Milliarden Euro). (Marzena Sicking) / (map)
(masi)