Die finanzielle Krise bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ist noch nicht zu Ende

Die befürchtete Insolvenzwelle ist ausgeblieben, doch die mittelständische Wirtschaft ist geschwächt. In jedem siebten Unternehmen ist die Eigenkapitalquote dramatisch geschrumpft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Kreditklemme ist ausgeblieben, die Insolvenzwelle ebenfalls. Die Firmen stellen ein, die Auftragsbücher sind voll. Sind sie bei der letzten Krise also nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen? Nicht unbedingt. Denn die Rezession hat die Kapitalausstattung des Mittelstandes massiv geschwächt, wie eine aktuelle Analyse von Creditreform zeigt.

Jedes siebte Unternehmen hat nun deutlich weniger Eigenkapital zur Verfügung und das zieht automatisch weitere Probleme nach sich. Schließlich gilt noch immer: je schlechter die Eigenkapitalquote, desto restriktiver die Finanzierungsbedingungen für das betroffene Unternehmen. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass einigen Firmen doch noch die finanzielle Puste ausgeht – nur eben etwas später, als von vielen Analysten erwartet.

So ist die Kapitalschwäche laut einer aktuellen Erhebung von Creditreform noch immer ein großes Problem vieler kleiner und mittlerer Betriebe. Deren Unternehmensstabilität wurde durch die Krise weiter geschwächt. Wichtig und richtig an dieser Stelle auch der Hinweis der Creditreform-Experten, das sich das Gros des Insolvenzgeschehens in Deutschland im kleinen Mittelstand und Kleingewerbe abspielt – von einer Entspannung kann hier also nicht die Rede sein. Vielmehr haben viele der Betriebe mit 1 bis 500 Beschäftigten mit den Nachwehen der Krise zu kämpfen.

So wurden die Kapitalrücklagen der Unternehmen durch die Krise und die dazugehörigen Verluste schwer angegriffen. Kritisch wird es derzeit vor allem für die Firmen, deren Eigenkapitaldecke von vornherein zu schmal war. Und das betrifft der Creditreform-Analyse zufolge nicht wenige: jedes vierte mittelständische Unternehmen weise eine Eigenkapitalquote von weniger als zehn Prozent der Bilanzsumme auf. Entsprechend hoch sind hier der schuldenfinanzierte Teil der Vermögenswerte und die Abhängigkeit von externen Fremdkapitalgebern. Dabei waren die Vorzeichen doch so gut: seit Jahren wurden steigende Eigenkapitalquoten gemeldet, doch dann kam die Krise.

Die Schwächung der Eigenkapitalquote muss noch keine Gefahr bedeuten. Kommen Zahlungsausfälle und Nachfragerückgänge hinzu, wird es allerdings kritisch. Hinzu kommt, dass die kleine Unternehmen, die ohnehin häufig eine Eigenkapitalschwäche aufweisen, auch einen ausgeprägten Kriseneffekt verkraften mussten. Sie hängen als Zulieferer meist am Tropf größerer Unternehmen. Deren Antwort auf die Krise war, erst mal Aufträge zu stornieren und Dienstleister zu entlassen. Die wirtschaftlichen Schwankungen wurden nach unten weitergegeben.

Gute Nachrichten gibt es allerdings auch: die Hälfte der Unternehmen hat einen Eigenkapitalanteil von mehr als 30 Prozent. Um die muss man sich erst mal keine Sorgen machen. Firmen aus dem ITK-Umfeld bringen es durchschnittlich auf 25 Prozent. Hier war laut Creditreform ein Rückgang um mehr als fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr keine Seltenheit. Fast jedes fünfte Unternehmen musste hier einen deutlichen Einschnitt seiner Eigenkapitalbasis hinnehmen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)