Die Psyche macht den Stress nicht mehr mit

Der Stress am Arbeitsplatz macht immer mehr Menschen krank, die dazugehörigen Fehlzeiten sind drastisch angestiegen. Experten wollen mit einem Maßnahmenkatalog gegensteuern.

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Von
  • Marzena Sicking

Die Zahl der Tage, an denen Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen nicht mehr in der Lage sind, zu arbeiten, ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen, das bestätigen nicht nur die Zahlen der Krankenkassen, sondern auch eine entsprechende Auswertung des Bundesarbeitsministeriums: 2001 waren es bundesweit noch 33,6 Millionen, im Jahr 2010 bereits 53,5 Millionen Fehltage.

Besonders betroffen sind Frauen: 2010 gingen 39.000 Arbeitnehmerinnen aufgrund einer psychischen Erkrankung in die Erwerbsminderungsrente, das bedeutet eine Verdoppelung innerhalb von 10 Jahren. Als Gründe für den Anstieg der Fehltage bei Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden steigende Anforderungen am Arbeitsplatz, erhöhte Eigenverantwortung, mangelnde Kontinuität bei Arbeitsverhältnissen und gestiegene Flexibilitätsanforderungen genannt. Burn-Out ist zur Volkskrankheit geworden. Die "Frankfurter Rundschau" schätzt, dass die dazugehörigen Kosten für die Gesellschaft allein 2001 bei rund 6,3 Milliarden Euro lagen. Die Summe hat sich mit den gestiegenen Fällen entsprechend vervielfacht.

Dennoch sieht die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf für rechtliche Maßnahmen. Man wolle sich des Themas aber dennoch annehmen und z.B. Grenzwerte festlegen, mit denen sich die Belastung am Arbeitsplatz künftig messen lasse. Man werde den Arbeitgebern Instrumente an die Hand geben, die dabei helfen sollen, das Problem zu lösen.

Konkreter klingt da schon die Ankündigung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Auf seiner Delegiertenkonferenz in Göttingen am 29. April kündigte der BDP an, die breite Implementierung eines Gesundheitsmanagements in Unternehmen fördern zu wollen. Basis sollen unter anderem der Bericht des Verbandes zu psychologischen Faktoren der großen Volkskrankheiten dienen sowie Informationsmaterialien und Checklisten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie ein Register mit Kontaktdaten von Gesundheitspsychologen, Coaches, Stress- und Entspannungsexperten.

Die Bereitschaft der Unternehmen, sich bei der Vorsorge entsprechend zu engagieren sei groß, wie die einzelnen Schritte aussehen könnten, wüssten aber nur die wenigsten, so der BDP. Oftmals werde auf einen bunten Strauß von Maßnahmen zurückgegriffen, deren Sinn für die gesundheitliche Stabilisierung nicht immer erwiesen sei. Es gehe eben "nicht nur um ergonomisches Sitzen und ausreichende Pausen", sondern auch um die Transparenz von Abläufen, Entscheidungsspielräume und eine passgenaue Personalauswahl. Würden Positionen beispielsweise falsch besetzt, sei die Überforderung vorprogrammiert. Viele Unternehmen täten sich schwer damit, diesen Herausforderungen strukturell zu begegnen. Der BDP sehe des deshalb als eine wichtige Aufgabe für sich an, Arbeitgeber mit grundlegenden Informationen und spezifischen Instrumenten auszustatten. (gs)
(masi)