Die wichtigste Geschäftssprache der Welt

Damit sich Geschäftspartner gut verstehen, braucht es mehr als schöne Worte. Auch die körpersprachlichen Signale sind wichtig für den beruflichen Erfolg.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Karl Heinz Lorenz, Managementtrainer, Berater und Hochschuldozent

(Bild: http://www.lorenz-seminare.de/)

Englisch und Chinesisch stehen als Geschäftssprachen hoch im Kurs, schließlich will man sich mit den Geschäftspartnern auch auf internationaler Ebene unterhalten können. Doch eine Sprache, die tatsächlich grenzüberschreitend und von größter Bedeutung ist, verschwindet immer mehr ins passive Abseits: die Körpersprache. Managementtrainer, Berater und Hochschuldozent Karl Heinz Lorenz mahnt: "Es ist an der Zeit, dass wir die Körpersprache zurückholen in den alltäglichen Gebrauch. Was sich im Privaten bereits als spannend erweist, ist in professionellen Verhandlungssituationen mehr denn je unverzichtbar."

Denn entscheidend für den beruflichen Erfolg sind noch immer die Kommunikation und Begegnung mit den einzelnen Gesprächspartnern. Weil sich ein Großteil der Kommunikation aber inzwischen über Smartphones, E-Mails etc. abspielt, geht es uns mit der Körpersprache wie mit einem Muskel, der nicht genutzt wird: sie befindet sich in einem Prozess fortschreitender Degeneration. Karl Heinz Lorenz: "Je weniger Übung wir in der Interpretation von Körpersprache haben, desto weniger nutzen wir sie gezielt in Gesprächen."

Unsere Körpersprachekompetenz schläft langsam ein und gerät allmählich ins Unterbewusste. "Wir fühlen und ahnen zwar etwas bei der Wahrnehmung eines Gesprächspartners, können jedoch die Signale nicht konkret in unser Kommunikationsverhalten einbeziehen", erklärt Lorenz. Dabei verlieren wir nicht nur eine wichtige Kompetenz, sondern geben geübten Gesprächspartnern einen klaren Vorsprung. Denn die Körpersprache hat viel mit Emotionen zu tun und wir fühlen bereits, bevor wir reden. Die Körpersprache ist eine unmittelbare Reaktion und sagt unserem geübten Gesprächspartner mehr darüber, was wir über eine Sache denken oder welche Gefühle wir gerade haben, als die Worte, die im gleichen Moment aus unserem Mund kommen.

Deshalb sind bei wichtigen Verhandlungen oftmals auch "Kommunikationsbegleiter" dabei. Viele von ihnen sind Körpersprachecoaches, die parallel zum verbalen Gespräch die körpersprachlichen Signale der Verhandlungspartner analysieren. Doch auch für die Menschen, die keinen Körpersprachecoach zu ihrem nächsten Meeting mitnehmen können, gibt es gute Nachrichten: Insbesondere das Lesen und Verstehen körpersprachlicher Informationen lässt sich in recht kurzer Zeit erlernen und trainieren.

Dazu Karl Heinz Lorenz: "Grundlegende körpersprachliche Elemente sind das Öffnen und das Schließen. Eine entgegengestreckte, offene Hand bietet an, verschränkte Arme dagegen wehren eher ab. Ein offener Gesichtsausdruck signalisiert: "Ich bin offen für deine Ideen und Gedanken." Zusammengekniffene Augen machen Skepsis deutlich."

Die Kombination dieser Signale kann dem Experten zufolge manchmal auch anzeigen, ob der Gegenüber die Wahrheit, also etwas tatsächlich Erlebtes oder Empfundenes beschreibt, mit seiner Meinung hinter dem Berg hält oder doch eher lügt oder etwas bewußt verschweigt. Einfach zu erkennen? "Nein, auf keinen Fall", so Karl Heinz Lorenz. "Aber mit Fachwissen und gutem Training durchaus erlernbar." Selbst bewusst bestimmte Signale auszusenden und die eigene Körpersprache zu kontrollieren, ist da schon deutlich schwieriger, in manchen Fällen vielleicht sogar unmöglich.

Wie der Managementtrainer erklärt, sei es gerade für international tätige Arbeitnehmer und Unternehmer wichtig, niemals zu vergessen, dass auch die Körpersprache in ihrem kulturellen Kontext gesehen werden muss. Sei es in Deutschland beispielsweise üblich, von der geschlossenen Hand einen Finger nach dem anderen auszustrecken, um hochzuzählen, macht man es in Süditalien genau umgekehrt. Um solche sogenannten "bewusst vereinbarten Signale" verstehen zu können, brauche man den "ortsüblichen" Code, der sich aus der jeweiligen Kultur heraus ergibt.

Und dann gäbe es noch die angeborenen Signale, die überall verstanden werden. Fasst sich jemand während eines Gesprächs als Reaktion ans Ohr, bedeutet es wahrscheinlich: "Ich habe das nicht richtig verstanden." Der Griff oder das Zukneifen der Nase in gleicher Situation bedeutet vermutlich: "Was Du sagst, stinkt mir". Allerdings warnt Karl Heinz Lorenz davor, sich auf die Allgemeingültigkeit solcher Signale zu verlassen: "Körpersprache findet stets im Einklang mit dem sonstigen Geschehen statt. Haltung, Mimik und Gestik sind gekoppelt an alle anderen Vorgänge und Ereignisse während eines Kommunikationsvorgangs. Daher verstehen wir die Signale erst wirklich, wenn wir diese kombiniert wahrnehmen und interpretieren."

Damit letzteres erfolgreich gelingt, bedarf es vor allem praktischer Übung. Wenn Sie das nächste Mal also etwas mit einem Kollegen oder einem Geschäftspartner besprechen wollen, dann lassen Sie das Smartphone doch einfach mal liegen und treffen Sie sich lieber live auf einen kurzen Plausch. (map)
(masi)