Erst Festanstellung, dann Selbstständigkeit
Der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit entwickelt sich bei den meisten IT- und Engineering-Fachleuten während einer Festanstellung.
- Marzena Sicking
Drei Viertel der IT- und Engineering-Freiberufler haben sich vor dem Schritt in die Selbstständigkeit Spezialwissen und Branchenkenntnis in einer Festanstellung angeeignet. Nur 16 Prozent wollten von Anfang an ihr eigener Chef sein und haben sich direkt nach dem Studium oder nach der Ausbildung selbstständig gemacht.
Bei einer Umfrage der Projektbörse GULP gaben 36 Prozent der Selbstständigen an, zehn und mehr Jahre Berufserfahrung als Festangestellter gesammelt zu haben. Weitere 29 Prozent konnten auf fünf bis zehn Jahre Erfahrung aus einem Angestelltenverhältnis zurückblicken.
Die Strategie, vor der Selbstständigkeit möglichst viel Erfahrung zu sammeln, schlägt sich auch in barer Münze nieder. Denn wer mit Branchenkenntnis aufwarten kann, hat bei potentiellen Auftraggebern grundsätzlich schon bessere Chancen, den Auftrag zu ergattern. Außerdem kann er mehr Geld verlangen. Denn die Stundensätze steigen mit der erworbenen Berufserfahrung. Freelancer mit weniger als 15 Jahren Berufserfahrung verlangen im Schnitt ein Stundenhonorar von 67 Euro pro Stunde, wer 15 bis 25 Jahre hat, fordert im Schnitt 75 Euro – und bekommt sie auch.
Wer sich direkt nach dem Studium selbständig macht, kann als Einsteiger natürlich nicht soviel Geld verlangen und hat es als Neuling sicher schwerer, mögliche Kunden zu überzeugen. Er muss schnell lernen, sich gut zu verkaufen.
Und auch hier steigt mit der Berufserfahrung der Stundenlohn. Wer sich direkt nach dem Studium selbstständig gemacht hat, kann oftmals keine namhaften Firmen als Arbeitgeber im Lebenslauf vorweisen, aber dafür vielfältigere Erfahrungen, denn er lernt innerhalb kurzer Zeit verschiedene Unternehmen, Arbeitsweisen und Strukturen kennen. Außerdem sind junge Fachleute in Bezug auf das Wissen rund um neue Techniken und Trends den "alten Hasen" oft überlegen.
Quereinsteiger, die ursprünglich einen anderen Beruf gelernt haben, sich dann zur IT-/Informatik-Fachkraft umschulen ließen und sich dann selbständig machten, machen nur zwei Prozent der Freelancer-Szene aus.
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(masi)
