Ich bin dann mal krank

Laut einer repräsentativen Umfrage "planen" 2,9 Prozent der Arbeitnehmer im Herbst und Winter blau zu machen. Hochgerechnet wären das eine Million.

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Von
  • Marzena Sicking

Das ist wirklich unglaublich: Laut einer Umfrage im Auftrag des Börsenportals Boersennews.de "planen" eine Million Arbeitnehmer im Herbst und Winter mindestens drei Tage krank zu feiern. Bei 200.000 liegt die Motivation darin, dass sie glauben, zu dieser Zeit falle das weniger auf als im Sommer. Herbstzeit ist schließlich Erkältungszeit. Etwa 93.000 wollen damit "ihrem Arbeitgeber eine auswischen", der Firma also bewusst schaden. Weitere 685.505 haben sich noch nicht entschieden, ob sie blau machen wollen. Sollte die Prognose wirklich eintreffen, liege der volkswirtschaftliche Schaden bei mindestens 1,2 Milliarden Euro.

Allerdings handelt es sich nur um eine Hochrechnung und die sind bekanntlich nicht immer zuverlässig. Tatsächlich hat das Marktforschungsinstitut TNS Emnid nur die in der Marktforschung üblichen 1000 – repräsentativ ausgewählten – Arbeitnehmer zu diesem Thema befragt. Von denen gaben 2,9 Prozent an, sich einen solchen "Sonderurlaub" genehmigen zu wollen. Interessant sind dabei auch die Begründungen, denn die zeigen, dass das angebliche Blaumachen durchaus auch ernsthafte Hintergründe haben kann und das nicht nur besonders dreiste und freizeitorientierte Mitarbeiter betrifft.

So geben – hochgerechnet – zwar gut 200.000 Arbeitnehmer zu, dass sie sich zu dieser Zeit krankschreiben lassen, weil es da weniger auffällt. Knapp 300.000 Arbeitnehmer wollen sich allerdings krankschreiben lassen, weil sie "zu dieser Zeit unabhängig von meinem Job immer Depressionen bekommen". Solchen Menschen, die depressive Schübe haben, zu unterstellen, sie seien Simulanten, ist frech. Auch darf bezweifelt werden, ob man bei den 320.469 Arbeitnehmern, die planen, sich krankschreiben zu lassen, um sich "einem Konflikt in der Firma zu entziehen", tatsächlich um echte "Blaumacher" handelt. Erschreckend ist eher, wie viele Arbeitnehmer Angst vor Auseinandersetzungen im Büro haben, respektive haben müssen.

Weitere 1,9 Prozent der Arbeitnehmer gaben übrigens an, über eine geplante Krankschreibung nachzudenken, sich aber noch nicht entschieden zu haben.

Laut den statistischen Angaben zur Umfrage planen mehr Ostdeutsche (4,4 Prozent) als Westdeutsche (2,5 Prozent) eine solche "Auszeit". Große Unterschiede beim Bildungsgrad gibt es hingegen nicht: 2,3 Prozent der vorsätzlichen Krankschreiber sind Volks- und Realschüler und 2,2 Prozent der Akademiker und Arbeitnehmer planen ebenfalls eine "Krankheit". Deutliche Unterschiede gibt es hingegen beim Alter: Je jünger die Arbeitnehmer, desto größer die Bereitschaft für längere Sonderauszeiten. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)