Mediation: Die sanfte Alternative zum Gerichtsverfahren

Die Mediation als Alternative zum Gerichtsverfahren wird immer beliebter: Sie führt schneller und günstiger zu einer Lösung, bei der es keine Verlierer gibt. Einzige Voraussetzung: Beide Streitparteien müssen den Kompromiss wollen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Jeder vierte Bürger war in den letzten zehn Jahren an einem Gerichtsprozess beteiligt – als Kläger, Beklagter, Zeuge oder Zuschauer. Das hat eine Umfrage der Roland-Unternehmensgruppe, einem Anbieter von Rechtsschutzlösungen, ergeben. Und auch wenn Gerichtsshows sich im Fernsehen großer Beliebtheit erfreuen, im echten Leben möchten die meisten Menschen auf diese Erfahrung doch lieber verzichten: 36 Prozent empfinden den Gedanken, an einem Prozess beteiligt zu sein, als "sehr unangenehm", 25 Prozent als "ziemlich unangenehm". 60 Prozent, glauben, dass vor dem Gesetz nicht alle Bürger gleich behandelt werden und es vielmehr darauf ankomme, dass man sich einen teuren Anwalt leisten kann oder an den "richtigen Richter" gerät.

Kein Wunder also, dass die sanfte Alternative einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt: So haben 57 Prozent der Bevölkerung schon von Mediation gehört und bewerten sie überwiegend positiv: 48 Prozent glauben, dass sich dadurch viele Streitigkeiten beilegen lassen. Zwei Drittel sind der Auffassung, dass die Mediation die kostengünstigere Möglichkeit der Konfliktbeilegung ist. Für 60 Prozent gibt es bei der Mediation keinen Verlierer, sondern vielmehr eine Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können.

Auch an offizieller Anerkennung fehlt es dem Verfahren nicht: Das Bundesjustizministerium hat aktuell einen Referentenentwurf zum Gesetz zur Förderung der Mediation und anderen Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung vorgelegt. Damit ist man dem Ziel, die Mediation als echte Alternative zum Gerichtsverfahren zu installieren, einen bedeutenden Schritt weitergekommen. Tatsächlich sind inzwischen viele Gerichte bei der hohen Zahl der anhängigen Verfahren sogar auf die Unterstützung der Mediatoren angewiesen. Besonders bei Fällen, die ansonsten durch mehrere Instanzen gehen würden, fördern auch Rechtsschutzversicherungen gerne das Mediationsverfahren: schließlich spart man so viel Aufwand, Zeit und Kosten. Tatsächlich führen geschätzte 80 bis 90 Prozent der Mediationen zu einer Einigung.

Aber wie funktioniert Mediation eigentlich und ist sie tatsächlich für jeden Fall geeignet? Bevor ein Mediator auf den Plan tritt, muss zunächst abgeklärt werden, ob beide Parteien Interesse an einer außergerichtlichen Konfliktlösung haben. Denn der einseitige Wunsch nach Mediation führt nicht zum Ziel. Danach werden die genauen Konfliktfelder ermittelt und die Parteien schildern ihre Sicht der Dinge – beides kennt man auch aus dem Gerichtsverfahren. Bei der Bearbeitung der Konfliktfelder, also der Klärung der Positionen und der Wünsche, zeigt sich allerdings schon der Unterschied: Es geht vor allem darum, gemeinsame Ansätze zu finden und nicht, "sein Recht" durchzusetzen. Auch übernimmt der Mediator hierbei nicht die Rolle des Richters oder gar eines Anwalts. Er entscheidet nicht darüber, wann die gewünschte Lösung erreicht ist oder welche der Parteien eigentlich Recht hat. Vielmehr fungiert er als kostengünstiger, neutraler Berater und Moderator, der den Parteien dabei hilft, gemeinsam eine rechtsverbindliche Einigung zu erzielen. Die Mediation basiert auf Freiwilligkeit und Vertrauen, arbeitet an einer Lösung, mit der alle in der Zukunft leben können, statt sich – wie das Gerichtsverfahren – vor allem mit den Geschehnissen in der Vergangenheit zu befassen.

Als besonders erfolgversprechend wird die Mediation im unternehmerischen Bereich bei folgenden Problemfällen angesehen: Probleme mit Kunden oder Lieferanten, interne Konflikte bei der Unternehmensnachfolge oder zwischen den Gesellschaftern/Geschäftsführern, Konflikte bei Umstrukturierungsmaßnahmen, Konflikte in Teams, Mobbingfälle oder auch bei Problemen, die bei der Integration nach einer Firmenübernahme entstehen.

Die Mediation ist übrigens eine Option und keine Pflicht: Das Verfahren kann jederzeit abgebrochen werden. Findet man gemeinsam keine Lösung, kann immer noch der Rechtsweg eingeschlagen werden. Weitere Informationen zum Verfahren sowie Adressen von etwa 5.000 ausgebildeten Mediatoren in Deutschland bietet der Bundesverband Mediation. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)