Was Bewerber an Unternehmen nervt

Nicht nur der Bewerber, sondern auch der künftige Arbeitgeber muss sich gut verkaufen. Das kriegen viele Unternehmen aber nicht besonders gut hin, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Der Fachkräftemangel hat zu einem Rollenwechsel geführt: Gut ausgebildete Bewerber sind nicht länger die Bittsteller. Sie können sich aussuchen, für welches Unternehmen sie arbeiten möchten. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Doch bei der machen viele Firmen keinen besonders guten Eindruck, wie eine Umfrage der Jobbörse kalaydo.de zeigt. Die Arbeitgeber versäumen es, sich auf dem hart umkämpften Markt für Talente optimal zu präsentieren.

So würde fast ein Drittel der Stellensuchenden den Personalverantwortlichen nur die Schulnote "4" oder sogar noch schlechter geben, wenn es um die Bewertung der Inhalte ihrer Jobangebote geht. Nur 22 Prozent bewerten die Stellenanzeigen inhaltlich als "sehr gut" oder "gut". Uneingeschränkt nachvollziehen können sogar nur 16 Prozent der Bewerber die veröffentlichten Angebote.

Dabei sind ihre Erwartungen an die hier aufgeführten Informationen keinesfalls außergewöhnlich: 79 Prozent wünschen sich einen direkten Ansprechpartner, 54 Prozent Informationen über Unternehmensleitlinien und -werte und 43 Prozent erwarten die Beschreibung von Zusatzleistungen.

55 Prozent der rund 800 Befragten beschweren sich außerdem darüber, dass sie nach Versand der Bewerbung kein zeitnahes Feedback erhalten. Beim Einladungsprozedere hatten nur 32 Prozent bislang ausschließlich gute Erfahrungen. Noch schlimmer sieht es aus, wenn man nicht zusammenkommt: Nur 13 Prozent erhielten eine korrekte Absage, mehr als ein Drittel warten bis heute vergeblich auf eine Reaktion.

Kommt es zu einem Vorstellungsgespräch, hinterlassen die meisten Firmen keinen positiven Eindruck. So stellten 43 Prozent der Bewerber bei diesem Termin fest, dass es zwischen der Unternehmensdarstellung in der Anzeige und den Inhalten des Gesprächs durchaus große Unterschiede gab. 61 Prozent sind schon mal völlig genervt aus einem Vorstellungsgespräch gekommen. 59 Prozent haben sich über unvorbereitete Gesprächspartner geärgert, 54 Prozent über offensichtlichen Zeitdruck. Unglaubliche 48 Prozent mussten schon mal anzügliche Witze oder Randbemerkungen ertragen und 43 Prozent Fragen zu ihrem Privatleben ertragen. Einige davon haben diese Dinge sogar direkt angesprochen, doch 44 Prozent der Personaler waren von der Kritik völlig unbeeindruckt.

Deren Stärke ist die Kommunikation offenbar sowieso nicht. Denn 54 Prozent der Bewerber haben nach dem Jobinterview nichts mehr von dem Unternehmen gehört. Selbst nachdem sie telefonisch nachgefragt haben, erhielten 32 Prozent keine konkrete Auskunft. 37 Prozent erhielten nicht einmal ihre Unterlagen zurück.

Schlechte Kommunikation kann auch bei Bewerbern, die man gerne einstellen möchte ins Auge gehen: Mehr als 70 Prozent der Befragten würden von sich aus absagen, falls sie mit dem Verlauf des Vorstellungsgesprächs unzufrieden sind. Genauso viele suchen übrigens auch nur noch online nach interessanten Stellenangeboten. (gs)
(masi)